Zur Überschrift: Unberechtigte Superlative, Übertreibung, Schönfärberei? Mitnichten, liebe Bergrennsportfreunde! Denn einmal mehr glänzte der veranstaltende MSC Rottenegg am 27. und 28. September mit einer superschnellen Abwicklung seiner Veranstaltung in echt rekordverdächtigem Tempo. Davon ließen sich auch die Aktiven anstecken, der Schweizer Eric Berguerand verbesserte im Lola FA 99 Formel 3000 Renner den absoluten Uralt-Streckenrekord auf der 3,2-Kilometer Highspeed-Piste gleich zweimal. Die Bestmarke steht jetzt auf 1:05,469. Danach hatte es in den beiden Trainingssitzungen am Samstagnachmittag noch nicht unbedingt ausgesehen, die auf feuchter, später auftrocknender Bahn in Angriff genommen wurden. Der dritte, von vielen Fahrern heiß geliebte Proberitt am Sonntagvormittag fiel stellenweisem Nebel zum Opfer. Okay, Safety first – dagegen ist nichts einzuwenden. Zum pünktlichen Rennstart um 12:30 Uhr herrscht dann Kaiserwetter. Warm, freundlich, beste Fernsicht bis ins Gebirge, Top-Bedingungen auf der Strecke, Massen an begeisterten Zuschauern – einfach ein Bergrenntraum. Bereits kurz nach 16 Uhr sind beide Wertungsläufe des 156 Starter umfassenden Feldes samt der Zwischendurch-Rückführung abgewickelt. Die letzte Talfahrt führt die Aktiven durch ein Riesenspalier der Fans. Emotion pur ist angesagt. Logisch, das da beste Stimmung, Lachen, leuchtende Augen und auch das eine oder andere Tränchen auf der Tagesordnung stehen. Was die starke KW Berg-Cup Truppe beim Trip nach Oberösterreich so alles erlebt hat und wer in der Nähe der Schlögener Donauschlinge besonders viel Grund zur Freude hatte, darüber wollen wir nun im Detail berichten.

Die 1150er Klasse ist voll. Nein, damit ist nicht gemeint dass deren Teilnehmer bei einer wilden Party überreichlich Alkohol konsumiert und deshalb noch Nachwehen haben. Wo nur denkt ihr denn bitte hin, liebe Leser? Sondern es geht darum, dass erfreulicherweise vier der Hubraumwinzlinge die zum Teil sehr lange Reise nach St. Agatha auf sich genommen haben. Und damit dem Schicksal der Zusammenlegung entgehen. Dementsprechend motiviert geben sie Gas. Jürgen Heßberger heftet im Fiat 127 Sport Martini Racing die Trainingsbestzeit an seine Fahnen, knapp vor Marken- und Typenkollege Jörg Eberle (P2). Die erste Übungsfahrt findet noch ohne Thomas Stelberg statt. An seinem Schneider-Polo 16V gibt es ein Problem mit dem Nockenwellenantrieb, in der zweiten Auffahrt setzt sich Thomas an die dritte Position, Vierte ist Silva Ebenhöh im Weißdorn Racing Polo. Am Rennsonntag sind die 8V’ler dann doch unter sich. Der Motor des Stelberg Polo hat noch immer Schwierigkeiten damit, das korrekte Öffnen und Schließen seiner 16 Ventile optimal zu koordinieren. Jürgen Heßberger schnappt sich die Führung. Aber Jörg Eberle probt den Aufstand gegen den oftmaligen Klassenprimus, fliegt nur 0,202 Sekunden hinter diesem durchs Ziel und damit auf P2, Dritte ist Silvia Ebenhöh. Spannung liegt in der Luft. Aber Jürgen verfolgt ein klares Ziel: Denn wenn schon sein geliebter 1. FC Nürnberg zurzeit nicht erstklassig ist, dann muss halt er selbst die Ehre Frankens als Sportland hochhalten. Da kämen der Jahres-Klassenerfolg und der mögliche Gewinn der KW 8V-Trophy gerade recht. Kurzum, Schluss mit Taktik und vornehmer Zurückhaltung, maximale Punkte müssen her, basta! Also legt Jürgen im zweiten Heat ohne Kompromisse los und verbessert sich um knapp eine Sekunde. Auch Jörg wird schneller, aber es reicht nicht um Jürgens 73. Berg-Klassensieg zu verhindern. Das 1150er KW 8V-Trophy Resultat entspricht dem Klassen-Ranking: Es gewinnt Jürgen Heßberger vor Jörg Eberle (P2) und Silvia Ebenhöh (P3).

Ungläubiges Augenreiben beim Blick auf die 1,4-Liter Trainings-Ergebnisliste. Denn die wird von einem Renault angeführt. Nein, bevor ihr fragt, Hans-Peter Wiebe hat seinen R8 Gordini zu Hause in der Garage gelassen. Überraschung 1: Der in der Steiermark beheimatete Manfred Meinhard hat im Clio S 1400 in 1:28,793 die Top Marke aufgestellt. Überraschung 2: Lediglich 32 Tausendstel dahinter meldet sich Gerhard Moser im Polo 16V bei seinem ersten und einzigen Berg-Gastspiel 2014 auf Position 2 zu Wort. Weitere 17 Hundertstel zurück ist Franz Weißdorn im Polo Honda 16V Übungsdritter. Dann folgen der erstmals im Minichberger Scirocco agierende Wolfi Glas (P4) und Frank Duscher im VW Polo (P5) als schnellster 8-Ventiler Pilot. Im Rennen stellt Franz Weißdorn sofort und klar die gewohnte Hackordnung wieder her. Er führt deutlich vor Gerhard Moser (P2) und Manfred Meinhard (P3). Der mit einem nervösen Scirocco-Heck hadernde Wolfi Glas ist Vierter, Thomas Pröschel im Schneider Polo 16V Fünfter. Bei den 8V’lern hat Frank Duscher die Nase vorne, gefolgt von Nils Abb (8V-P2) im Schneider Polo sowie Helmut Götzl (VW Polo/8V-P3), der mit seinem Gasfuß nicht zufrieden ist und diesen für „zu leicht“ befindet. Der finale zweite Run ändert an der Reihung auf den Plätzen eins bis fünf nichts mehr, diese wird zum Endstand. In der 1400er KW 8V-Trophy findet Nils Abb bei seiner Schlussattacke 0,882 Sekunden und presst sich an Frank Duscher (8V-P2), der seinerseits etwas Zeit liegen lässt, vorbei zum Sieg in der Sonderwertung der roten Startnummern. Helmut Götzl bringt Rang drei sicher unter Dach und Fach, Vierter wird Klaus Streiberger (VW Polo).

In der Abteilung bis 1600 ccm hat die KW Berg-Cup Abordnung einen schweren Stand. Denn bereits im Training fahren die Rot-Weiß-Roten Asse Fabelzeiten. Allen voran Manfred Aflenzer (P1/Polo 16V) und Thomas Strasser jun. (P2) im Polo 16-Ventiler mit Minichberger Technik. Übungs-Rang drei geht an Norbert Strasser jun. im heckgetriebenen Toyota Corolla 16V. Mikko Kataja zieht sich mit einer undichten Ölleitung am Toyota Starlet bereits beim ersten Kennenlernen der Strecke selbst aus dem Verkehr. Zwar kann er vor Ort reparieren, aber die Lager samt Kurbelwelle erscheinen ihm grenzwertig. Also ab nach Hause um den Toyota bis Mickhausen wieder in Topform zu bringen. Manfred Schulte ist im Citroen AX Kit-Car trotz des eingebauten schwächeren Reservemotors Fünfter, Helmut Maier im Spiess Golf 16-Ventiler Achter und Valentin Schneider im TSM Golf 16V Neunter der 16 Klassenstarter. Für Helmut Maier kommt es knüppeldick: Nach dem Training wird ein tiefer Riss in einer der vorderen Bremsscheiben festgestellt. Ein passendes Ersatzteil gibt es nicht. Damit bleibt Helmut in Österreich ohne Punkte. In Rennlauf eins diktieren die Österreicher das Tempo an der Spitze. Manfred Aflenzer (P1) fliegt scheinbar mühelos auf und davon. Seine nächsten Verfolger sind Thomas Strasser jun. (P2) und Christian Schneider im Peugeot 205 GTi (P3). Norbert Strasser jun. ist Vierter. Ihm sitzt Valentin Schneider auf P5 mit lediglich 0,341 Sekunden Rückstand im Nacken, weitere 51 Hundertstel zurück ist Manfred Schulte mit Luft nach hinten Sechster. Damit sind bereits die endgültigen Platzierungen bezogen, nur die Zeitabstände wachsen zum Teil etwas an.

46 Nennungen in der 2-Liter Klasse. Leider können nicht alle angemeldeten Fahrer anreisen. Aus der KW Berg-Cup Delegation fehlen z.B. die erkrankten BMW Piloten Dieter Rottenberger und Marco Fink sowie Opel Kadett Spezi Stefan Faulhaber. 39 Bergrenner nehmen die Probedurchgänge in Angriff. Andreas Marko lässt sich im Audi A4 STW Quattro mit 1:20,351 die schnellste Zeit gutschreiben. Wie üblich sind die Rückstände der Verfolger minimal, deren Namen bekannt und wiederkehrend. In St. Agatha bedeutet dies im Klartext: Position zwei für Hansi Eller im Minichberger Scirocco, Rang drei für Peter Naumann im aufgeladenen VW Polo G40. Vierter ist Roman Sonderbauer im Ziegler Kadett 16V, Fünfter „Golfer“ Markus Reich. Björn Wiebe kreuzt mit 199,62 km/h die Ziellinie auf P6. Schnellster KW 8V-Trophy Pilot ist Norbert Wimmer im BMW 2002 vor den Kadett-Treibern Bernd Ehrle und Walter Terler. Sollte es erstmals seit dem Regenrennen 2008, dessen Sieger Andi Marko hieß, in St. Agatha wieder einen österreichischen Klassenerfolg geben? Nein, dazu kommt es auch 2014 nicht, nach dem ersten Run liegen fünf KW Berg-Cup Piloten an der Spitze, Andreas Marko ist Sechster. Björn Wiebe hat den Renault Williams Wiebe Laguna auf Platz eins gefahren. Peter Naumann ist Zweiter, Hans-Peter Eller Dritter. Rang vier für Roman Sonderbauer, als Fünfter ist Markus Reich schnellster Österreicher. Ach ja, habe ich schon erwähnt dass die Jungs auf den Rängen eins bis einschließlich sechs innerhalb von 1,294 Sekunden liegen? Wie, das habt ihr euch schon gedacht? Kompliment, super, ihr habt die zurück liegenden Ergebnisse und Berichte echt gründlich studiert. Bitte weiter so! Fünf der Top-Sechs legen im zweiten Heat noch einen Zahn zu. Nur Markus Reich macht da leider nicht mit, er verliert im Vergleich seiner beiden Wertungsläufe vier Tausendstelsekunden. Andreas Marko seinerseits feilt auf den 3,2 Kilometern 0,497 Sekunden von seiner ersten Zeit weg. Das genügt um P5 zu übernehmen, Markus Reich wird final Sechster. Ganz vorne ändert sich nichts mehr. Auch wenn Peter Naumann alles aus sich und seinem Polo Super Charger heraus quetscht und mit 210,94 Sachen den höchsten 2-Liter Top-Speed im Zielbereich auf die Piste knallt, er bleibt Zweiter. Hinter dem souverän agierenden Björn Wiebe (P1) und vor Hansi Eller als Drittem, der vierte Rang gehört Roman Sonderbauer. Christoph Lampert fährt im VW Golf GTi 16V auf Rang sieben, Achter wird Christopher Neumayr im Ford IRS 16V. Jürgen Halbartschlager (VW Golf 16V) läuft als Neunter ein, Norbert Wimmer wird in der Endabrechnung Zehnter und ist zugleich schnellster 8V’ler (8V-P1). Mit ihm steigen Bernd Ehrle als Zweiter und Walter Terler als Dritter auf das Siegerpodest der roten Startnummern. Im Opel Ascona B wird Roland Christall Sonderwertungs-Vierter. 8V-P5 geht an Thomas Dümler, der im VW Golf II seines Juniors und Teampartners Christian sein erstes Bergrennen seit 2003 trotz des Respekts vor Strecke und Auto sichtlich genießt.

Für die Klasse über 2000 Kubik gilt ähnliches wie für die 1600er. Rot-Weiß-Rot gibt den Ton an respektive das Tempo vor. Um dem Chronisten die Arbeit zu erleichtern behalten die ersten sechs des Samstags auch am Renntag ihre Positionen akribisch bei. Danke dafür, meine Herren! Was aber nicht heißt, dass hier Geschenke verteilt wurden. Ganz im Gegenteil. Sieger Andreas Gabat muss im Ford Escort Cosworth alle Register ziehen um die stürmischen Attacken des aufstrebenden Karl Schagerl (P2) und seines VW Golf Rallye TFSI-R abzuwehren. Nach 6,4 Rennkilometern sind die beiden nur durch 0,71 Sekunden voneinander getrennt, das entspricht exakt 11 Hundertsteln Differenz pro Kilometer. Dritter wird Herbert Pregartner im Porsche 911 GT2 RSR. Gemeinsam gerechnet verfügt die Podiumsbesetzung in ihren Autos über mehr als 2000 PS. Die Ehrenplätze gehen an Felix Pailer (P4) im Lancia Integrale und an Audi S2R Quattro Pilot Werner Karl (P5). Im 15 Starter starken Feld gelingt Norbert Handa im offensichtlich immer besser funktionierenden neuen Lancia Delta Rang sechs. Direkt dahinter platziert sich als Siebter Bernhard Permetinger im 2,5-Liter BMW M3 E30. Norman Struckmann beendet im Ford Escort RS Cosworth sein Austria-Weekend als Elfter. Werner Walser sichert sich auf seiner Kadett Limousine den KW 8V-Trophy Klassensiegerpokal.

Schnell erzählt ist auch die Geschichte der drei in St. Agatha vertretenen E2-Silhouette Boliden. Konrad Ohrhallinger kämpft das ganze Wochenende über mit der Technik seines BMW und fällt im Rennen aus. Zwischen Holger Hovemann und seinem neuen Kadett V8 GT/R besteht noch immer keine dicke Freundschaft, nur langsam nähern sich die beiden einander an. Daher hat Holger, dessen Projekt ja noch immer ganz am Anfang steht, gegen den ausgereiften High-End-Renner namens BMW 320 IRL von Erich Edlinger (P1) keine Chance. Holger sammelt fleißig weiter Erfahrungen, Daten und Kilometer, wird im Wettbewerb Klassenzweiter. Über den Winter wird es am „Neuen“ ganz sicher eine Fülle von Verbesserungen geben. Neben Detailarbeiten stehen dabei Gewicht, Leistung und Sperrdifferential im Fokus des Teams.

Erich Edlinger mischt an der Spitze des Gesamt-Rankings munter mit, fährt bis auf Rang vier nach vorne. Im zweiten Heat kommt er an den von Georg Plasa im BMW 320 Judd V8 2007 aufgestellten Tourenwagen Streckenrekord von 1:12,696 bis auf 0,281 Sekunden heran. Klar, die E2-SH Fahrzeuge der Neuzeit sind Rennsport-Prototypen, aber die Autos von Erich und Georg folgen einem ähnlichen Konzept. Platz eins bis fünf der St. Agatha Tourenwagenwertung belegen die Piloten der E1 über 2000 Kubikzentimeter. Daran schließen sich die Top-Sechs der 2-Liter Klasse nahtlos an.

Unser Ausflug nach Österreich hat gezeigt, wie schön Bergrennsport sein kann. Eine KW Berg-Cup Station gibt es 2014 noch. Am kommenden Wochenende. In der Nähe von Augsburg, in Mickhausen. Das wieder mit einem absolut gigantischen Fahrerfeld aufwartet, auch oder gerade im Tourenwagenbereich. Rund 225 Nennungen wurden angenommen. Glaubt man dem Wetterbericht, beschert uns der Altweibersommer ein weiteres angenehmes Wochenende. Ideal zum Bergrennsport genießen mit allen Sinnen. Also, worauf warten? Schnell die benötigten Siebensachen zusammen packen und auf nach Mickhausen! Sichert euch die besten Plätze, freut euch darauf. So wie ich.