Ja, turbulent, das war es wirklich, das 19. Internationale ADAC Glasbachrennen am letzten Juliwochenende im Herzen des Thüringer Waldes. Beginnend am Freitag mit den spektakulären abendlichen Präsentationsfahrten und endend am späten Sonntag mit einer stimmungsvollen Siegerehrung mitten im Gastgeberort Steinbach, in dem diesmal auch das komplette Fahrerfeld untergebracht war. Dazwischen gab es jede Menge verschiedenster Ereignisse, Zwischenfälle und – last but not least – sportliche Großtaten wie zum Beispiel einen neuen Tourenwagen Streckenrekord. Einiges aus der genannten Palette wurde ja schon anderweitig kommuniziert. Dinge wie zum Beispiel Motorprobleme, Ölverlust, Zeitverzug, Regen am Samstagnachmittag, der Abbruch des zweiten Übungsdurchganges, die Änderung der Startreihenfolge am Sonntag noch vor Ende des ersten Rennheats und, und, und. Einiges blieb aber auch unerwähnt, wie zum Beispiel ein dickes Streckenkabelproblem, die Zahl der Rückführungen, der Umfang des Rahmenprogramms und weitere Ablaufdetails. Schlussendlich zählt aber unter dem Strich nur eines: Beide geplanten Wertungsdurchgänge á 5,5 Kilometer konnten durchgeführt werden, allen Nickligkeiten zum Trotz. Dank des Engagements des Veranstalters RSG Altensteiner Oberland und seiner Helfer. Zu denen sogar Petrus zählte, der am Renntag die zahlreichen Niederschläge überall hin schickte, nur nicht an die Glasbach-Strecke. Klar wird es noch Analysen und Gespräche über die genannten Themen und mehr geben, aber in Ruhe und sachlich, nachdem sich die teilweise hochkochenden Emotionswellen wieder geglättet haben. Denn, Hand aufs Motorsportherz, im Endeffekt war das Glasbachrennen 2014 mit seinen 168 Teilnehmern aus 14 Nationen, herbei gezaubert auch durch die zusätzlichen Top-Prädikate FIA Europa Berg-Meisterschaft und tschechisches Berg-Championat, ein echtes Gipfelstürmertreffen auf höchstem Niveau mit länderverbindendem Charakter.

Und damit wollen wir uns nun endgültig dem zuwenden, was uns am brennendsten interessiert: Dem puren Racing in den Klassen mit KW Berg-Cup Beteiligung auf der längsten Bergpiste im deutschen Kalender. Topfeben, mit 35 Kurven und einer Schikane gespickt, die dieses Jahr das tat, was sie eigentlich bewirken soll: Nämlich die Geschwindigkeit der Fahrzeuge zu reduzieren ohne zur Bremse des Ablaufes zu werden.

In der 1150er Klasse setzt Robert Bauer im 16-Ventiler Polo die Trainingsbestzeit. Vor Jürgen Heßberger im Fiat 127 Sport Martini-Racing (P2) und Thomas Stelberg im Schneider Polo 16V auf Rang drei. In Rennheat eins bleibt das Übungs-Spitzenduo unverändert, Robert Bauer führt vor Jürgen Heßberger. Thomas Stelberg scheidet mit Motorschaden aus, Bernd Deutsch rückt im Schneider Audi 50 auf Position drei nach vorne. Peter Richter (Schneider Polo) und Rolf Rauch im Fiat 128 Coupé richten sich in der genannten Reihenfolge auf den Plätzen vier und fünf häuslich ein. Damit steht auch bereits der Endstand fest, die zweite Auffahrt bringt keine Änderungen mehr. Auf dem 1,15-Liter KW 8V-Trophy Podium stehen Peter Richter als Dritter, Bernd Deutsch als Zweiter und Jürgen Heßberger als Sieger. Sonderwertungsvierter wird Rolf Rauch, Rang fünf der „Roten“ geht an Silvia Ebenhöh im VW Polo Weißdorn Racing.

Eine Abteilung höher, bei den 1,4-Litern, blickt alles gespannt auf des Debüt des neuen Scirocco von Armin Ebenhöh. Der bis Ende 2010 das Einsatzauto von Mario Minichberger und Hansi Eller war und nun über einen 1400er Motor mit Hayabusa Zylinderkopf verfügt. Am Übungssamstag fährt Armin die zweitschnellste Zeit, hinter Franz Weißdorn (Polo 16V/P1) und vor Nils Abb, der im Schneider Polo als Dritter zugleich bester 8-Ventiler ist. Auch der Sonntagvormittag sieht Franz Weißdorn an der Spitze, 0,431 Sekunden vor Armin Ebenhöh auf Position zwei. Nils Abb bleibt auf Rang drei, knapp vor seinem Dauerkontrahenten Christof Hörnig (Polo/P4) und Thomas Kohler im gelben Mittelmotor Fiat X1/9 16-Ventiler als Fünftem. Im zweiten Run findet Franz Weißdorn nochmals Mittel und Wege, um sich um 4,313 Sekunden zu verbessern. Das sind Welten, das sollte der Sieg sein, oder? Aber Armin Ebenhöh drückt nun ebenfalls gewaltig auf die Tube, verwandelt scheinbar mühelos seinen 0,431 Sekunden-Rückstand in einen Klassensieger-Vorsprung von 0,959 Sekunden. Franz bleibt Platz zwei. Auch dahinter tut sich einiges. Christof Hörnig fährt sich mit einem rasanten Lauf auf End-Position drei nach vorne, schiebt Nils Abb im Duell der Eichenbühler Berg-Racer auf Rang vier zurück. Thomas Kohler verteidigt seine Position als Fünfter erfolgreich. Die meisten 1400er KW 8V-Trophy Zähler lässt sich am Glasbach Christof Hörnig gutschreiben. In der Subwertungs-Hitliste folgen Nils Abb (8V-P2), Frank Lohmann (8V-P3), KW Berg-Cup Neueinsteiger Frank Duscher (8V-P4) und Klaus Streiberger als Fünfter, alle auf VW Polo unterwegs. Am 16-Ventiler Polo von Wolfi Glas reißt in Heat eins der Gaszug, im zweiten Durchgang rutschen Routinier Klaus Bernert und Rookie Philipp Plein (beide VW Polo) auf der abgebundenen Ölspur ins Abseits. Alle drei sind damit „out of Race“.

Am RSB Schneider Corrado von André Stelberg sind die Homburg-Bremsprobleme gelöst. André liefert eine beeindruckende Vorstellung ab, holt sich die 1,6-Liter „Pole-Position“ vor Mikko Kataja im Toyota Starlet und Manfred Schulte (P3) im Citroen AX Dobrowolski Evo. Am Sonntag sichert sich André seinen ersten Klassengewinn im Corrado. Im dritten Rennen mit dem „Neuen“, mit dem rekordverdächtigen Vorsprung von 12,707 Sekunden. Rang zwei geht an den fliegenden Finnen Mikko Kataja, der 2013 am Glasbach sein erstes Bergrennen fuhr. Mittlerweile führt Mikko, der das Fahren auf kurvenreichen Naturstrecken liebt, die KW Berg-Cup Rookie-Wertung souverän an und ist in seiner Klasse auf Podiumskurs. Genauso wie der aktuelle Leader Manfred Schulte, der durch Beständigkeit glänzt und 2014 bei jedem seiner beendeten Rennen auf dem Siegerstockerl stand, am Glasbach auf der Stufe des Dritten. Die Ehrenplätze vier und fünf gehen in der genannten Reihenfolge an die VW Golf 16V-Piloten Helmut Maier (P4) und Lutz Hesse (P5). Der 1600er KW 8V-Trophy Siegerpokal wird – einmal mehr – zur sicheren Beute von Mikko Kataja. Mit viel Einsatz wird der junge Belgier Andy Heindrichs im Opel Corsa Sonderwertungs-Zweiter vor Uwe Nowaczyk (8V-P3) im Misczyk-Golf.

Wie gewohnt wird in der 2-Liter Klasse bedingungslos Vollgas gegeben, und das von Anfang an. Jörg Weidinger tut sich dabei unter den üblichen Verdächtigen besonders hervor, bleibt mit dem BMW 318i STW in seinem ersten Übungsrun lediglich 0,393 Sekunden über seinem eigenen Tourenwagen-Streckenrekord aus dem Baujahr 2013. Das bedeutet klare Bestzeit. André Wiebe auf P2 im Renault Williams Wiebe Laguna, Hansi Eller im Minichberger Scirocco als Dritter, Roman Sonderbauer auf P4 im Ziegler Kadett 16V und Norbert Wimmer als Fünfter und zugleich schnellster 8-Ventiler im BMW 2002 kommen Jörg am nächsten. Aufmerksame Beobachter werden fragen: Wo steckt Peter Naumann? Antwort: Auf Platz zweiundzwanzig. Weil er erst spät, als es schon nass ist, ins Training eingreifen kann. Und vorher mit seinem treuen Helfer Bernhard und Motorenbauer Timo Wolfer jede Menge Arbeit hatte. Was war passiert? Am Freitag, auf der Anfahrt zur Präsentationsrunde, reißt der Zahnriemen am aufgeladenen Polo-Motor, die Ventile starten zum Angriff auf die Kolbenböden. Vor Ort ist nichts zu machen. Also nicht lange gefackelt, Polo sofort aufgeladen und ab damit zum Motorenbauer, der rund 300 Kilometer entfernt in Baden-Württemberg sitzt. Über Nacht werden dort zwölf krumme Ventile erneuert, danach die Rückreise angetreten, am Samstag gegen 16:00 Uhr kann Peter im mittlerweile verwässerten Trainings-Geschehen mitmischen. Am Sonntag trifft die eingangs erwähnte Änderung der Startreihenfolge die 2-Liter- und die folgende Überliter-Klasse besonders hart. Startbereit wartend, müssen 35 motivierte Akteure zunächst den Europameisterschafts-Teilnehmern den Vortritt lassen. Dann geht’s es los. Jörg Weidinger sprintet an die Spitze, nähert sich seiner 2013er Bestmarke bis auf 127 Tausendstel. Exakt 2,895 Sekunden zurück folgt Hansi Eller als Zweiter, weitere 0,515 Sekunden dahinter Peter Naumann im Express reparierten Polo G40 als Dritter. Die nächsten Verfolger heißen André Wiebe und Roman Sonderbauer. Sechster ist 8V-Mann Norbert Wimmer. Lange muss die KW Berg-Cup Truppe auf ihren zweiten Auftritt warten. Aber anders als das EBM-Feld, das im zweiten Heat „Business as usual“ betreibt und keine großen Glanzlichter mehr setzt, sind die Berg-Cup’ler weiterhin auf Angriff gepolt, haben Bestleistungen im Visier. Die sie auch erreichen. Mit 2:27,959 verbessert Jörg Weidinger nach einigen Veränderungen am Auto den Tourenwagen-Streckenrekord um 0,71 Sekunden, fährt damit zum Klassen- und Tourenwagensieg, wird Elfter des Gesamt-Rankings. Hansi Eller steigt als Zweiter und Peter Naumann als Dritter mit auf das Siegerpodium. Vierter wird André Wiebe vor Roman Sonderbauer (P5) und Norbert Wimmer (P6). Björn Wiebe (P7) im zweiten Laguna, Marco Fink im BMW 320si WTCC als Achter, der Österreicher Nicolas Reiter (P9) im Ford Escort RS 2000 Mk I sowie Edmund Bodenmüller als Zehnter komplettieren die 2-Liter Top-Ten. Die KW 8V-Trophy Wertung bis 2000 Kubikzentimeter gewinnt Norbert Wimmer vor Christian Dümler (8V-P2) im VW Golf und Roland Christall im Opel Ascona B als Drittem.

Bei den Selbstzündern ist Christian Triebstein im Alfa Romeo 147 Diesel alleine unterwegs, zeigt sehr ansprechende Fahrten und krönt seinen Einsatz mit dem Klassensieg.

Was lange währt, wird endlich gut. Norbert Handa ist erstmals im neuen Breitbau Lancia Delta Integrale unterwegs, der durch seine Optik besticht. An die mögliche Performance wird sich zweifache Deutsche Automobil-Bergmeister bei den nächsten Rennen Schritt für Schritt heran tasten. Das Debüt endet auf Rang fünf unter den zehn Startern der zusammengelegten Klassen bis und über 3000 ccm. Einen Platz davor, auf Position vier, landet Bernhard Permetinger im BMW M3 E30. Norman Struckmann beschädigt seinen Ford Escort RS Cosworth im Training bei einem Ausritt und kann zum Rennen nicht antreten, Werner Walser (Opel Kadett Limo) fehlt in der zweiten Sonntags-Auffahrt. Das Klassensieger-Trio kommt aus Tschechien. Jan Cermak gewinnt vor Richard Meixner (beide Mitsubishi) und Lukas Suchomel im Lotus Elise.

Bleiben noch die E2-Silhouetten-Fahrzeuge (E2-SH), in der sich die KW Berg-Cup Abordnung gegen namhafte internationale Konkurrenz behaupten muss. Zunächst, im Training, geben die Gäste aus Tschechien den Ton an. Dan Michl ist im Lotus Evora Hartley schnellster vor Mitsubishi Lancer Pilot Marek Rybnicek und Norbert Brenner im Opel Vectra V8 DTM. Sebastian Schmitt hält sich als Achter zunächst noch vornehm zurück. Aber am Sonntag wendet sich das Blatt. Nach Run eins führen drei Opel. Ach, wenn es das doch auch einst im Deutschen Tourenwagen Masters gegeben hätte! Hilft nichts, vorbei. Zurück zum Glasbach. Norbert Brenner führt vor Sebastian Schmitt (P2) und Klaus Hoffmann als Drittem (beide Opel Astra V8 DTM). Das Spitzenduo übersteht auch den Finallauf unverändert. Sieger Berg-Rekordmeister Norbert Brenner, Platz zwei für Kadett-Umsteiger Sebastian Schmitt. Dahinter allerdings muckt Marek Rybnicek auf, findet urplötzlich 3,482 Sekunden, presst sich auf Endrang drei vor und verdrängt den konstant agierenden Klaus Hoffmann auf Position vier.

Aus KW Berg-Cup Sicht besonders erfreulich: In der Gesamtwertung der Kategorie 1 der Tourenwagen (Production Cars) steigen drei KW Berg-Cup Aktive gemeinsam auf das Podium in Steinbach: Neben Sieger Jörg Weidinger steht Hansi Eller auf der zweiten und Peter Naumann auf der dritten Stufe. Geht man die Tabelle weiter durch so finden sich auch auf den Ehrenplätzen vier und fünf in Form von André Wiebe (P4) und Roman Sonderbauer als Fünftem weitere Berg-Cup’ler. Noch vor Belgiens Yanick Bodson im Porsche 911 GT3.

Schon in weniger als einer Woche, kommenden Samstag und Sonntag, geht es in Osnabrück weiter. Erneut mit großer internationaler Beteiligung, die von den KW Berg-Cup Piloten wieder alles fordern wird. Danach hält der Terminkalender noch vier Rennen bereit. In zwei Monaten stehen die Sieger und Platzierten der 27. KW Berg-Cup Saison fest, einen weiteren Monat später wird in Bad Mergentheim groß gefeiert. Warum nur ist das Jahr so schnell vergangen? Jetzt, wo es gerade so schön ist, könnten ruhig noch mehr Veranstaltungen folgen. Also packen wir doch ganz einfach die letzten fünf Gelegenheiten beim Schopf um dabei zu sein. Live und an der Strecke. Das ist für KW Berg-Cup Fans Ehrensache, stimmt’s?