Nein, nicht nur an der Spitze der verschiedenen Klassen wurde am 29. und 30. Juni hart um jeden Sekundenbruchteil gerungen, sondern auch im restlichen Feld und in der KW 8V-Trophy. Außerhalb der Renncockpits verwöhnte das romantische Städtchen Heilbad Heiligenstadt an der Deutschen Märchenstraße den Bergtross einmal mehr mit dem unvergleichlichen Flair und den Annehmlichkeiten seines Innenstadt-Fahrerlagers. Und wenn es auch am Trainingssamstag nass begann, so zeigte sich Petrus später einsichtig, ließ im vierten und letzten Probedurchgang Slicks zu, die für alle vier Rennheats des Sonntags auf den Boliden bleiben konnten. Was den erklärten Regenspezialisten unter den Teilnehmern nicht wirklich gut gefiel.

Das beginnt schon in der 1150er Klasse der Gruppe H, in der Jürgen Heßberger nicht nur mit einem störrischen Getriebe seines Fiat 127 Sport hadert, sondern auch einen Leistungsvorteil der Polos und Audi 50 wittert. Das Trainingsergebnis scheint ihm Recht zu geben. Bernd Deutsch und Tobias Stegmann (beide Schneider Audi 50) sowie Peter Richter im Capricorn Polo belegen in der genannten Reihenfolge die Plätze eins bis drei. Im Rennen selbst werden die Positionen ungewohnt früh bezogen. Gleich in der ersten Auffahrt setzt sich Tobi Stegmann an die Spitze, vor Bernd Deutsch und Jürgen Heßberger. Danach folgen Peter Richter, der sich nicht erklären kann, wo er denn die entscheidende Zeit und damit den Anschluss an das Siegertrio verliert, und Rolf Rauch im Fiat 128 Coupé. An dieser Reihung ändert sich bis zum Schluss nichts mehr, das KW 8V-Trophy Ergebnis entspricht voll und ganz dem Klassenranking.

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Abwechslungsreicher gestalten die 1,3-Liter ihr Wochenende. Im Wet-Practice geigt Helmut Götzl im 8-Ventiler Polo groß auf, nimmt zum Einfangen des ausbrechenden Hecks im dritten Probegalopp die Reifenketten zu Hilfe. Die Aktion bleibt – abgesehen vom Zeitverlust – ohne größere Folgen. Als es auftrocknet, blasen die 16V’s zur Ehrenrettung. Manfred Konrad sprintet im VW Corrado zur Bestzeit vor Wolfgang Glas im Minichberger Polo, Helmut Götzl reiht sich auf P3 ein. Ein Fragezeichen steht hinter der Performance von Gerhard Moser, da dieser im letzten Samstagslauf nicht dabei ist. Ganz hart trifft es KW Berg-Cup Sportleiter Wolfi Glas. Als er vor der letzten Samstags-Rückführung den Motor starten möchte, versagt dieser urplötzlich den Dienst. Eine erste Schnelldiagnose deutet auf einen Ventilschaden hin, eine Reparatur vor Ort ist nicht möglich. Gleich am Sonntagmorgen tauscht Gerhard Moser das Performance Fragezeichen gegen ein Ausrufezeichen, sprintet an die Klassenspitze, vor Manfred Konrad und KW Berg-Cup Rookie Frank Lohmann im 8-Ventiler Steilheck Polo. Helmut Götzl, dem über Nacht auf unerklärliche Weise Motorleistung abhanden kam, und Christof Hörnig im neu aufgebauten Polo 8V folgen auf den nächsten Plätzen. Am Schneider Polo von Nils Abb spielt eine Antriebswelle verrückt, mit Mühe und Not rettet sich der Eichenbühler über die Ziellinie. Dank schnellen Schraubens bleibt er im Wettbewerb. Im zweiten Run muckt das H-geschaltete 6-Gang Getriebe im giftgrünen Moser Polo 16V, Manfred Konrad geht an Gerhard vorbei auf Position eins, holt sich seinen dritten Saisonsieg. Gerhard Moser (P2) und Frank Lohmann (P3) steigen mit ihm auf das Siegerpodest, die Ränge vier und fünf gehen an Helmut Götzl und Christof Hörnig. In der 1300er KW 8V-Trophy Wertung schnappt sich Frank Lohmann die „Big-Points“ vor Helmut Götzl, Christof Hörnig, Markus Hülsmann im VW Golf und Nils Abb – dem flotten Antriebswellentausch sei Dank!

Bei den 2-Litern holt sich Roman Sonderbauer im Ziegler Kadett 16V die imaginäre „Pole-Position“ vor Dieter Rottenberger im BMW 318i STW und Vorjahres-Youngster-Sieger Patrick Orth im Frank BMW 320iS. André Wiebe (Renault Williams Wiebe Laguna) und Frank Brügge im VW Brügge Golf 16V belegen die Plätze vier und fünf, schnellster 8V’ler ist Christian Dümler im weißen Golf auf Klassen-Position acht vor Friedhelm Gürtzgen (BMW 2002 tii) und Fabien Rath im Kadett C GT/E. Die Top-Fünf des Trainings machen auch am Sonntagmorgen auf den 2,05 Kilometern des „Holzweges“ die Pace. Roman Sonderbauer agiert an der Spitze souverän, daran kann auch ein blendend aufgelegter und angriffslustiger Dieter Rottenberger nichts ändern. Zwar kann der BMW Pilot in der zweiten und dritten Auffahrt den Rückstand minimieren, kommt bis auf 0,19 Sekunden an den Bundespolizeibeamten aus dem Bayerischen Wald heran. Aber dieser behält die Nerven, kontert im letzten Heat und gewinnt mit 0,374 Sekunden Vorsprung zum dritten Mal in dieser Saison die „Königsklasse“ der Gruppe H. Dieter Rottenberger beendet den Wettbewerb als Zweiter, Dritter wird der immer schneller werdende André Wiebe. Patrick Orth (P4) kann mit 3,087 Sekunden den Rückstand zum Sieger noch in Grenzen halten, aber zwischen ihm und Frank Brügge auf Position 5 klafft bereits eine Lücke von 6,06 Sekunden. Auch die Ränge sechs und sieben bleiben 16-Ventilern vorbehalten, werden von Thomas Flik (P6/Renault Clio Williams) und Jens Weber im C-Coupé eingenommen. Dahinter beginnt die große Show der 8V’ler, die sich im Kampf um den KW 8V-Trophy Siegerpokal heftigst beharken, dabei mehrmals die Führung wechseln. Mit einem brillanten Finallauf setzt sich schlussendlich Johann Hatezic im Opel Ascona B (Klassenplatz 8) gegen Christian Dümler (Klassenplatz 9) durch, gewinnt zum zweiten Mal in Folge die 2-Liter 8-Ventiler Wertung. Iberg-Damenpokalgewinnerin Bea Flik beginnt am Sonntag im Renault Megane Coupé als Zwölfte, arbeitet sich im zweiten Run auf Rang elf vor, setzt zum Abschluss eine deutliche persönliche Bestzeit. Damit gelingt der Sprung in die Top-Ten auf P10. Den verbleibenden KW 8V-Trophy Podestplatz sichert sich Friedhelm Gürtzgen. Dahinter laufen Youngster Fabien Rath und Rookie Marc Fischer im Kadett C-Coupé ein.

Die beiden Alfa Romeo 147 Cup der Dieselklasse sortieren sich in Training und Rennen in der Reihung Jugend vor Routine und Erfahrung, Christian Triebstein gewinnt vor Berg-Urgestein Sepp Koller.

Die „Überliter“ (Gr. H über 2000 ccm) stehen ganz im Zeichen des Auftrittes von Markus Wüstefeld im AMG Mercedes 190E EVO II. Nur im ersten, nassen Trainingsritt muss er Norman Struckmann im Allrad Escort Cosworth den Vortritt lassen. Danach stürmt der Duderstädter unaufhaltsam zum Sieg. Auch Rang zwei für Norman Struckmann ist fest betoniert. Aber um Platz drei entsteht ein brisantes Duell der beiden BMW M3 E36 Piloten Harald Ludwig und Franz Eberle. Der KW Berg-Cup Rookie des Jahres 2012, Harald Ludwig, legt vor, fährt in Heat eins einen Vorsprung von 0,699 Sekunden heraus. Dann schaltet ex-Motorrad-Rennfahrer Franz Eberle aus Mindelheim in den Angriffsmodus um, nimmt seinem saarländischen Gegenspieler zunächst 0,241 und dann nochmals 0,061 Sekunden ab. Haralds Vorsprung ist auf 0,397 Sekunden geschmolzen. Im Finale gibt Franz alles, wird nochmals schneller, Harald kann sich nicht mehr verbessern, lässt etwas nach. Das ist die Wende, das ist Platz drei für Franz Eberle, mit nunmehr 0,902 Sekunden Vorsprung. Thomas Ostermann wird hinter dem Kampf-Duo im BMW E30 Hartge Fünfter, ist zugleich einmal mehr schnellster 2-Ventiler seiner Hubraumklasse.

In der Abteilung FS/E1/E2-SH geht die „kleinste“ Klasse nach regelkonformen Zusammenlegungen gleich bis 1,6 Liter. Im Nassen bestimmt Helmut Maier im Spiess Golf 16V das Trainingsgeschehen, setzt auch im trockenen Schlusslauf mit 1:04,398 die Bestmarke. Rund eine Sekunde vor den im Minimalabstand von 0,742 Sekunden zusammen liegenden Thomas Klingelberger im VW Polo Kit-Car, Franz Weißdorn im VW Polo, Jungpapa Tobias Auchter (Zöllner Corsa) und André Stelberg im Schneider Polo 16V. Routinier Helmut Maier präsentiert sich am Renn-Sonntag bestens ausgeschlafen, glänzt mit einem perfekten Auftakt, führt mit 0,599 Sekunden vor Tobias Auchter. Weitere 0,225 Sekunden zurück folgt Franz Weißdorn, der aber bereits unter Druck von Thomas Klingelberger und André Stelberg steht. Die Plätze drei, vier und fünf liegen in einem Mini-Zeitfenster von 0,132 Sekunden. In diesem Stil geht es weiter. Nur einer widersteht wie ein Fels in der Brandung allen Angriffen: Rennfuchs Helmut Maier. Absolut fehlerfrei kontrolliert er das Geschehen, zieht das Tempo an, wenn die Verfolger näher kommen. Ähnliches gilt für Tobi Auchter auf P2. Dahinter werden munter Plätze getauscht, für Franz Weißdorn und Thomas Klingelberger geht es auf und ab, für André Stelberg kontinuierlich nach oben. Die 1600er Schlussbilanz sieht Helmut Maier auf der obersten Stufe des Siegerpodestes, flankiert von Tobias Auchter (P2) und André Stelberg als Drittem. Die Ehrenplätze vier und fünf gehen an Franz Weißdorn (P4) und Thomas Klingelberger, der sich mit einem hartnäckigen Überbremsen der Hinterräder herum plagt. Der weitere Zieleinlauf lautet Manfred Schulte (Citroen AX Kit-Car/P6), Werner Heindrichs (P7) im Schneider Corsa und Andreas Voss (P8) im Misczyk Golf. Thomas Stelberg fährt den 1150er Schneider Polo auf Platz zehn der 1600er Klasse.

Auch bei den 2-Litern liegt die Spitze im Training eng zusammen. Peter Naumann sichert sich im Polo Super-Charger die Bestzeit, gefolgt von Mario Minichberger im Minichberger Scirocco und Ralf Kroll im Lehmann Golf. Dieses Trio trennt weniger als eine Sekunde. Mit leichtem Respektabstand bemühen sich Andrä Schrörs (Talbot Lotus SMG/P4) und Hansi Eller im neu aufgebauten Ford Escort RS 2000 Mk II mit V6-Mondeo Triebwerk (P5), dessen Sound die Fans verzückt, um den Anschluss. Das Rennen beginnt identisch, allerdings legt Peter Naumann beachtliche 1,370 Sekunden zwischen sich und Mario Minichberger, dem Ralf Kroll 0,313 Sekunden zurück im Windschatten folgt. Und spätestens jetzt, beim zweiten Durchgang, wird jedermann klar, dass an einer Märchenstrasse nicht nur zauberhafte Feen und Elfen wohnen, sondern durchaus auch böse Geister, darunter die im Fahrerlager äußerst unbeliebte und gefürchtete Defekthexe. Sie befasst sich zum Frühstück mit der Nockenwellenlagerung des Minichberger Scirocco und mit dem Kompressor-Antrieb  des Naumann Polos, zwingt beide zur Aufgabe. Damit ist die Luft raus. Ralf Kroll gewinnt unangefochten vor Andrä Schrörs und Hansi Eller. Jürgen Schuster holt sich im Mazda RX-7 Rang vier, Ronny Urland pilotiert den Mittelmotor Trabant 601 S mit Honda Triebwerk auf Platz fünf.

Bleibt noch die Klasse über 2000 ccm. In der Herbert Stolz im Porsche 935 DP II in Training und Rennlauf eins die Nase vorne hat. Dann dreht Klaus Hoffmann im Opel Astra V8 Coupé voll auf und zugleich auch den Rennstand um, sichert sich so wichtige Zähler zur Verteidigung seines DBM-Titels.

Über zwei Dinge sollten wir nun noch sprechen. Zum einen über das phänomenale Abschneiden der Tourenwagenfahrer in der Gesamtwertung. Fünf unter den Top-Ten, achtzehn auf der Seite eins des Rankings Over-All, die vierundzwanzig Piloten auflistet. Klaus Hoffmann belegt als Tourenwagensieger Platz zwei Gesamt, Herbert Stolz ist Dritter. Der schnellste Vertreter der Gruppe H folgt auf Rang sieben, Roman Sonderbauer im 2-Liter Ziegler Kadett C-Coupé 16V. Unmittelbar dahinter, auf P8, folgt Dieter Rottenberger im STW BMW, Markus Wüstefeld im ex-DTM 190er Mercedes platziert sich als Zehnter. Der KW Berg-Cup Gruppe H stellt am Iberg 2013  fast 50% des gesamten, 117 Teilnehmer umfassenden Starterfeldes.

Und nun müssen wir unbedingt noch darüber reden, dass der KW Berg-Cup Rhythmus ab sofort schneller wird. Allein in den nächsten fünf Wochen stehen mit Homburg (13./14. Juli), dem Europameisterschafts-Event Glasbachrennen vom 26. bis zum 28. Juli und „Cars and Fun“ in der Borgloher Schweiz beim MSC Osnabrück (3./4. August) drei wichtige Rennen im Terminkalender. Auch bei allen noch anstehenden Wettbewerben wird die starke KW Berg-Cup Abordnung für beste Unterhaltung, Spannung und Bergrennsport auf höchstem Niveau sorgen. Und für Überraschungen, wie zum Beispiel der Rennpremiere neuer Bergboliden. So, wie sie das auch am Iberg getan hat. Und eins ist klar: Wir sollten, ja dürfen uns nichts entgehen lassen. Dabeisein ist für KW Berg-Cup Fans Ehrensache – oder etwa nicht?