Oberhallau2021 6Der in der Überschrift angesprochene Wetterwechsel brachte eine pikante Note in das makellose Oberhallauer Bergrennmenü. Feinster Sport hieß der Hauptgang. Um diesen präsentieren zu können, hatten die Köche vom veranstaltenden Verein Pro Bergrennen Oberhallau alle Register gezogen, beginnend schon lange vor dem Event mit Hürden wie behördliche Genehmigung, Hygienekonzept und Zulassung von Zuschauern. Motiviert wurden diese alle genommen, dafür von der Bergfamilie größten Dank und höchsten Respekt. So wie Osnabrück in diesem Jahr das einzige Bergrennen in Deutschland bleibt ist es auch mit Oberhallau: Es steht kein weiterer Gipfelsprint im Schweizer Kalender. Deshalb fällt in unserem Nachbarland sogar die Nationale Meisterschaft aus, es wird 2021 keine Berg-Champions geben. Eine bittere Pille für die Oberhallau-Macher, die sich von einem Meisterschaftsstatus eine höhere Starterzahl versprochen hätten. Umso dankbarer waren sie deshalb für die sehr gute Beteiligung von KW Berg-Cup Aktiven. Der Satz „mit eurem starken Fahrerfeld habt ihr unser Rennen gerettet!“ war im malerischen Klettgau mehr als einmal zu hören.

Mit der Erwähnung von „Feld“ sind wir an einem Punkt angelangt, der einer Erklärung bedarf. Leider fuhren die Schweizer und die KW Berg-Cup E1-Autos nicht zusammen in einem Feld, sprich in einer Startgruppe, sondern in zwei aufeinanderfolgenden mit einer Rückführung dazwischen. Für die Punktevergabe zum KW Berg-Cup werten wir aber die Schweizer und die internationalen Starter der entsprechenden Klassen mit. Bei gleichbleibenden Wetterverhältnissen ist das – abgesehen von Details wie der Asphalttemperatur – einigermaßen fair. Ist Petrus launisch, wird das Ganze leicht zur Lotterie. 2021 war das grenzwertig. Besonders im Rennen, dessen Start sich wegen Nebel um rund 45 Minuten verzögerte. Waren es während der Trainingsläufe am Samstag nur kurze, leichte Schauer, die etwas Nässe brachten, regnete es am Rennsonntag von Beginn weg bis zum Ende von Lauf eins. Die zweite Auffahrt bot Mischbedingungen, spätestens die dritte erlaubte Slicks. Die Runs zwei und drei mutierten so zu den schnellsten und damit entscheidenden, weil der Wertungsmodus „die besten zwei von drei Läufen“ lautete. Das ist eigentlich schade, blieben so doch viele herausragende Leistungen im nassen ersten Durchgang unbelohnt.

 

So, nun wollen wir uns aber mit dem puren Racing befassen. Also Helm auf, Gurte und Türen schließen, Motor starten. Und schon katapultieren wir uns auf die 3000 Meter lange, flüssige Piste. Aus der Gruppe A/F/CTC sind sieben KW Berg-Cup’ler nach Oberhallau angereist. Die drei 1600er sind das ganze Wochenende über bei wechselnden Abständen konstant sortiert. Ralf Fladung hält im Peugeot 207 Sport Position drei. Vor ihm ist Youngster Lukas Friedrich (Honda Civic) Zweiter. Mit seinem Citroen C2 VTS liegt Markus Fink stets vorne. Für die Punktevergabe kommt noch ein Schweizer mit in die Tabelle. Das ist Yves Barcelli, der im Peugeot 106 GTI den Berg nochmals 1,48 Sekunden flotter hinaufsaust als Markus Fink.

Einziger Vertreter der Abteilung bis 2000 Kubikzentimeter ist in der Schweiz Kai Neu. Mit seinem Ford Focus 2.0 wird er punktetechnisch mit den Über-2-Litern zusammen gelegt. Ebenfalls hinzu kommt noch Nicola Fankhauser (Honda Civic Type R Gr. A). Jürgen Plumm sorgt in Rennlauf eins für Aufregung. Der KW Berg-Cup Leader wird als gestartet auf den Zeitnahmeschirmen eingeblendet, eine Zielzeit gibt es aber nicht, auch keine Unterbrechung oder sonstiges. Des Rätsels Lösung: An seinem Mitsubishi Lancer Evo 9 fällt unmittelbar nach dem Start ein Schaltseil ab, Jürgen kann keine Gänge mehr wechseln. Deshalb biegt er kurz entschlossen bei Posten drei rechts ab, nimmt die Kurzanbindung ins Fahrerlager. Teampartner Lars Bröker krempelt die Ärmel hoch und repariert. Doch auch der zweite Durchgang läuft nicht nach Plan, erneut funktioniert der Gangwechsel nicht. Mit einer fulminanten letzten Attacke holt Jürgen Plumm dann doch noch den Klassensieg vor Kai Neu und Nicola Fankhauser. Den vierten Rang sichert sich Pascal Ehrmann (Peugeot 207 RC). Platz fünf geht an Hans-Joachim Brett, der in der Schweiz wieder auf seinem BMW Z4 M Coupé unterwegs ist.

Damit sind wir bei den gemeinsam gewerteten Gruppen H/FS/E1 angelangt. Sehen wir uns zunächst den Rennverlauf bei den 1400ern rein aus KW Berg-Cup Sicht an. Armin Ebenhöh ist hier trotz stark rutschender Kupplung der Trainingsschnellste vor Franz Weißdorn und Jürgen Schneider (beide VW Polo 16V), der mit einem nicht korrekt arbeitenden Schaltkraftsensor hadert. Am Samstagabend wird an Armins VW Minichberger Scirocco 16V die Kupplung getauscht. Die dabei verbauten Ersatzteile stammen von Kollege Sarp Bilen. Zeitgleich bringt auch Marcel Gapp, der ein anders übersetztes Hinterachsdifferential aus Hergensweiler holt, eine weitere Kupplung von Mario Minichberger mit. Als diese Expresslieferung eintrifft, ist der Scirocco bereits fertig repariert. Am Renntag funktioniert er tadellos, Armin Ebenhöh stürmt souverän an die Spitze, gibt diese zu keinem Zeitpunkt ab und gewinnt mit großem Vorsprung. Dahinter geht es knapp zu. Jürgen Schneider ist fest entschlossen Position zwei zu holen. Das gelingt ihm 1,07 Sekunden vor Franz Weißdorn, der Dritter wird. Platz vier ist die Angelegenheit von Ronnie Bucher im VW Schneider Corrado 16V, auf Rang fünf folgt Nico Müller (VW Polo 1 16V). Im Fiat 127 ist Stefan Winkler bester 8-Ventiler-Pilot seiner Klasse vor Sophia Faulhaber. Nehmen wir nun die Schweizer Kollegen hinzu, so stellen wir fest, dass Beat Rohr (Audi 50 LMP) der einzige ist, der in die KW Berg-Cup Phalanx einbrechen kann. Mit seiner Gesamtzeit von 3:11,14 schiebt er sich 5,11 Sekunden hinter Armin Ebenhöh auf Position zwei. Der nächste Schweizer taucht dann erst auf Rang sieben der gemeinsamen Liste auf. Aus der 1400er-Abteilung ist noch die starke Regenzeit von Walter Voigt im Weißdorn Polo 16V erwähnenswert, die ihm wegen „zwei aus drei“ aber leider keinen bleibenden Vorteil bringt.

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Wenn wir den Hubraum jetzt um 200 Kubikzentimeter erhöhen kommen wir zu den 1,6-Litern. In deren Übungsauffahrten scheint Andy Heindrichs das Pech weiterhin an den Rennschuhen zu kleben. Der Zahnriemen zur Trockensumpf-Ölpumpe zickt noch immer. In Heat eins kommt Andy nicht ins Ziel, Nummer zwei findet ohne ihn statt. Erst im Dritten ist er wieder mit von der Partie, setzt die viertschnellste Marke. In der Trainingsrangliste steht Martin Bürki, der im dritten Lauf Regenreifen anfährt, mit seinem VW MB Polo ganz oben. Vor Stefan Faulhaber im Opel Minichberger C Kadett 16V und Sarp Bilen (VW Golf 2 16V). Der Rennauftakt sieht Martin Bürki 76 Hundertstelsekunden vor Andy Heindrichs (Opel Wiebe Corsa 16V RR) und Stefan Faulhaber. Nach dem zweiten Race-Heat beträgt Andys Rückstand auf Martin nur mehr 0,54 Sekunden. Der dritte Run dreht die Platzierungen. Andy Heindrichs gewinnt 0,04 Sekunden vor Martin Bürki, Stefan Faulhaber besetzt die dritte Stufe des Siegerpodiums. Sarp Bilen beendet sein Oberhallau Wochenende als Vierter und Wolfi Glas, dessen VW Golf jetzt über einen Minichberger-16V-Motor verfügt, als Fünfter. Die Schweizer 1600er E1-Piloten fügen sich auf den Positionen fünf, acht und neun in das gemeinsame Ergebnis ein.

Die schnellsten 2-Liter KW Berg-Cup Piloten des Samstags heißen in der Reihung von eins bis drei Erwin Buck, Lars Heisel und Thomas Strasser. Auf der Übungs-Vier folgt Norbert Wimmer, der im BMW 2002 flottester KW 8V-Trophy Teilnehmer ist. In dieser Sonderwertung setzt Roland Christall (Opel Ascona B) die zweit- und Bernd Ehrle mit seinem Opel Minichberger Kadett C Coupé die drittflotteste Zeit. Auch in der E1-2-Liter bringt der Beginn – so wie schon in der A/F/CTC über 2000 Kubik – Wirbel. Dessen Auslöser ist jetzt Lars Heisel. Ein defekter Haubenhalter zwingt ihn mit seinem Opel Böhm Kadett C 16V in die nun bereits bekannte Kurzanbindung. Erwin Buck ist derweil durch nichts zu erschüttern, setzt sich im VW Spiess Scirocco 16V an die Spitze. Sein nächster Verfolger heißt Werner Weiß, der im Ford Escort RS 1800 BDA auf der nassen Piste eine super Performance zeigt, die ihn 55 Hundertstel vor Tom Strasser (VW Minichberger Scirocco 16V) auf Zwischenrang zwei bringt. Im zweiten Run korrigiert Tom Strasser das Klassement in seinem Sinne, er geht an Werner Weiß vorbei auf die Zwei. Wegen des fehlenden ersten Laufes taucht Lars Heisel noch nicht im oberen Teil der Ergebnisliste auf, fährt aber fast unbemerkt die drittschnellste Zeit. Das gelingt ihm im finalen dritten Run ebenfalls. Auf der Basis von „Zwei aus drei“ schließt er das Rennen auf Rang drei ab. Vor ihm platzieren sich Tom Strasser als Zweiter und Erwin Buck als Sieger. Hinter dem Spitzentrio reihen sich Norbert Wimmer als Vierter und Werner Weiß als Fünfter ein. Rang sechs geht an Rainer Schönborn (VW Golf 1 Minichberger STW), Michael Rauch fährt den Briegel-Kadett auf Position sieben, gefolgt von Bernd Ehrle als Achtem. Opel Kadett C Coupé Pilot Alexander Pleier beendet seinen Tripp nach Oberhallau auf der Neun und Andre Scheer belegt im BMW 320iS Platz zehn. Ultraspannend verläuft in Oberhallau die 2-Liter KW 8V-Trophy. Im nassen ersten Run kann Bernd Ehrle sogar Norbert Wimmer um 35 Hundertstel hinter sich halten. Dergleichen gab es schon sehr lange nicht mehr. In Auffahrt zwei kontert der BMW-Fahrer, liegt nun seinerseits 0,35 Sekunden vor Bernd Ehrle, der im dritten Durchgang noch von Michael Rauch überholt wird. Die Podest-Besetzung der roten Startnummern sieht Norbert Wimmer in der Mitte oben, flankiert von Michael Rauch als Zweitem und Bernd Ehrle als Drittem. 8-Ventiler-Rang vier holt sich Alex Pleier, Fünfter ist Sepp Faber mit seinem Opel Kadett C Coupé. Pechvogel der 2-Liter KW 8V-Trophy ist Roland Christall. In Run eins ist er Dritter, hält diesen Rang auch in Auffahrt zwei, in der er allerdings eine Leitplanke touchiert. Das hat Folgen. Im dritten Heat bricht kurz vor dem Ziel ein vorderes Radlagergehäuse. Zwar rettet sich Roland noch ins Ziel, aber der Zeitverlust ist enorm, die Chance auf eine Top-Platzierung weg. So, und was ändert sich nun, wenn wir die Schweizer Kollegen ins Ergebnis implantieren? Schon einiges, Lars Heisel verliert zum Beispiel seinen dritten Platz an Reto Steiner (Ford Escort RS 2000 V6). Auch die Positionen fünf, sieben und zehn belegen dann Eilgenossen. Nach den Top-Ten geht es ebenfalls bunt gemischt weiter.

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Auch in der Klasse bis 3 Liter herrscht keinerlei Mangel an Action und Ereignissen. Hauke Weber ist im ersten Übungsrun mit seinem reaktivierten Audi 80 Quattro der schnellste Mann. Allerdings hat er nach diesem grandiosen Auftakt Feierabend. Ein defekter Ölrücklaufschlauch zwingt zur Aufgabe. Trotzdem bleibt ihm Trainingsrang zwei. Die imaginäre Poleposition besetzt Michael Bodenmüller im 16V Opel Kadett C Coupé, Dritter ist Marcel Gapp, der seinen E36 BMW M3 über Nacht länger übersetzt. Vom Start bis zum Rennende liegen Michi Bodenmüller und Marcel Gapp in dieser Reihung auf den Plätzen eins und zwei. Nach Run eins ist Michael Weber trotz fehlendem vierten Gang noch Dritter. Als sich ein Loch im Getriebegehäuse seines Audi 80 Quattro dazu gesellt ist auch für ihn Schluss. KW Berg-Cup Rookie Nils Butz (BMW M3 E36) rückt auf Position drei vor und hält diese bis zum Schluss. Alexander Bärtl fährt in seiner Opel Nemeth Kadett C Limousine auf Rang vier, Fünfter ist Felix Bürker im BMW M3 E36. Die KW 8V-Trophy Wertung dieser Klasse gewinnt Alex Bärtl, Zweiter der roten Startnummern ist Werner Walser (Opel Kadett C Limousine). In der Abteilung bis 3000 Kubikzentimeter sind die Schweizer stark. Betrachten wir die gemeinsame Wertung bis Platz zehn, erleben wir Hermann Bollhalder im Turbo Opel Speedster EGMO als Sieger. Auch die Ränge vier bis sechs sowie neun und zehn werden von Fahrern aus unserem Nachbarland bezogen.

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Bleiben noch die Boliden mit mehr als 3000 Kubikzentimeter. Im BMW Z4 GT3 gibt Bernhard Permetinger – völlig ungeachtet der Tatsache, dass er in Oberhallau das allererste Bergrennen mit diesem Boliden bestreitet – das Tempo vor, setzt die Trainingsbestzeit und gewinnt vor Jochen Stoll. Der hat gleich in der ersten Auffahrt ein Aha-Erlebnis. Nach einem Verbremser benötigt er den Notausgang, aus dem er sich nur mehr rückwärtsfahrend befreien kann. Lange braucht er für diese Übung nicht, er schafft sie in geschätzten 10 bis 15 Sekunden. Aber der Vorfall bindet ihn auf Rang drei zurück. Platz zwei gehört in Lauf eins und zwei Stefan Hetzenauer und seinem Subaru Impreza. Heat drei sortiert dies wieder um. Die Addition der zwei schnellsten Läufe bringt Jochen Stoll im Porsche 911 GT3 wieder auf Platz zwei, Stefan Hetzenauer beendet sein Oberhallau-Wochenende als Dritter. Dem KW Berg-Trio stehen 17 Schweizer Teilnehmer gegenüber. Unter ihnen klangvolle Namen wie Romeo Nüssli (Ford Escort Cosworth), Reto Meisel (Mercedes Benz 190 RM1 Judd V8) oder Bruno Ianniello (Lancia Delta S4). In dieser absoluten Crème de la Crème des Tourenwagensports hält sich Bernhard Permetinger hervorragend, muss sich nur Romeo Nüssli beugen. Auch das Abschneiden von Jochen Stoll als Siebter und von Stefan Hetzenauer als Elfter der gemeinsamen Liste ist aller Ehren wert. Respekt! Neben Sieger Romeo Nüssli und Hermann Bollhalder steht Bernhard Permetinger als Dritter des Tourenwagen-Gesamtrankings mit auf diesem speziellen Siegerpodest.

Damit sind im KW Berg-Cup 2021 jetzt fünf Rennen gefahren. Nach dem starken Auftritt in Oberhallau sind nun alle Augen nach vorne gerichtet. Auf das Finale im oberösterreichischen St. Agatha am 25. und 26. September. Der Austragungsort des Int. NOBLEND Bergrennen Esthofen – St. Agatha ist nur 45 Kilometer donauabwärts von Passau aus gerechnet zu finden. Ab dort ist die Landstraße Nummer 130 zu empfehlen, die bis zur bekannten Schlögener Schlinge direkt an der Donau verläuft. Stand heute sind in St. Agatha Zuschauer erlaubt. Da wäre es doch toll, wenn wir uns beim letzten Saisonlauf des KW Berg-Cups und des NSU-Bergpokals dort sehen könnten. Wir vom Berg-Cup e.V. und der Veranstalter MSC Rottenegg freuen uns darauf!

 





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