Die 36. KW Berg-Saison zeichnete sich durch höchste Spannung aus, war in vielen Wertungen offen bis zum letzten Lauf des 41. ADAC Bergrennen Mickhausen (4.-6.10.), das 45 Kilometer südwestlich von Augsburg einmal mehr als Finale über die Bühne ging. Der veranstaltende ASC Bobingen und seine Helfer wurden schon im Vorfeld hart geprüft, weil in der letzten Woche des Countdowns anhaltender Regen die Aufbauarbeiten begleitete und erschwerte. Am Trainingssamstag sorgte das Wetter bei den 150 Pilotinnen und Piloten für viele Aha-Momente. Nass und kühl erfolgte der Start pünktlich um 09:00 Uhr. Grip war Mangelware, was Dreher und Ausrutscher zur Folge hatte. Erst nach 12:00 Uhr war die erste Auffahrt beendet, in deren Verlauf der Regen stoppte. Früh fiel dann die Entscheidung, es bei drei der vier ausgeschriebenen Übungsläufe zu belassen. Im Verlaufe des finalen dritten Durchgangs meldete sich der Regen dezent zurück. Was einige Teilnehmer nicht davon abhielt, erstaunlich flotte Zeiten zu erzielen. Der Rennsonntag startete 30 Minuten früher, ohne Niederschläge und mit moderat höheren Temperaturen. Die 2,2 Kilometer lange Piste präsentierte sich trotzdem feucht bis nass, besonders in den Waldpassagen dauerte das Abtrocknen lange. Erst gegen 11 Uhr zeigte sich die Ideallinie Slicks nicht mehr abgeneigt. Trotzdem galt es auf feuchte Flecken zu achten und die vorgezeichnete Spur exakt zu treffen. Die Laufzeiten wurden massiv nach unten korrigiert, den Ablauf bremsende Vorfälle reduzierten sich. Nach dem vierten und letzten Race-Heat erfolgte die Rückführung des gesamten Feldes über die Strecke. Mit der Vorgabe, dies nach dem Modell Österreich vorzunehmen. Was im Klartext heißt: Bergabwärts gesehen die rechte Fahrbahnhälfte für die Rennautos, die linke für die Fans. Das klappte gut und flüssig, löste große Emotionen aus. Um 18:15 Uhr konnte im Vorstartbereich vor eindrucksvoller Kulisse mit der Siegerehrung losgelegt werden. Mickhausen-Münster zeigte sich wie gewohnt sehr gastfreundlich, auch die Organisatoren legten Wert darauf, Aktiven und Fans Aufenthalt und Event so angenehm wie möglich zu gestalten.

Und damit herzlich willkommen zum Bericht über das sportliche Geschehen in NSU-Bergpokal und KW Berg-Cup. Wie immer nicht nach der Pf-Tageswertung, sondern für alle eingeschriebenen Teilnehmer umgewandelt nach den Wertungskriterien des KW Berg-Cups in Gruppen und Hubraumklassen. Zuvor sei noch schnell der Hinweis erlaubt, dass von den vier Rennläufen die besten drei Zeiten zum Ergebnis addiert wurden. Was in der Regel die Auswirkung hatte, dass so manche, im ersten Run erbrachte Topleistung, wegen der sich ständig bessernden äußeren Bedingungen unbelohnt blieb.  

So, jetzt aber Türe auf, Platz nehmen, die Gurte anlegen und straffziehen, der NSU Bergpokal startet. Steffen Hofmann ist der erste Leader vor Christian Hindmarsh und Jörg Höber. Auch nach Race-Heat zwei steht Steffen noch ganz oben im Ergebnis. Hinter ihm gibt es Änderungen. Denn Leopold Gast hat den Attacke-Modus aktiviert, stürmt mit Laufbestzeit von Rang fünf auf Platz zwei nach vorne. Damit gibt sich der 21-Jährige aber noch nicht zufrieden. Nach einer weiteren Benchmark schnappt er sich die Führung. Das alles krönt er dann im Finale mit einem neuen NSU-Bergpokal Streckenrekord, verbessert die von Steffen Hofmann 2010 heraus gefahrene Marke von 1:07,468 auf 1:05,962. Neueinsteiger Leopold Gast feiert seinen dritten Sieg. 2,595 Sekunden hinter ihm wird Steffen Hofmann Zweiter, auf der Drei komplettiert Christian Hindmarsh das Podium. Vierter ist Jörg Höber, Jannik Hofmann beendet sein Mickhausen Wochenende als Fünfter. Gleich hinter ihm läuft Volker Angelberger als Bester der NSU-Bergpokal Klassikwertung ein. Die Pokale für Rang zwei und drei dieser Sonderwertung sichern sich Dieter Kohl und Wolfgang Weigert.

Auch in der Gruppe A/F/CTC geht es heiß her, mehrfachen Positionstausch inklusive. Den besten Auftakt erwischt im Citroen C2 Dieter Altmann. Er benötigt für den ersten Run 95 Tausendstelsekunden weniger als Robert Maslonka mit seinem VW Polo 86C G60. Und auch Helmut Knoblich (Citroen C2) liegt lediglich 0,298 Sekunden hinter dem Führenden zurück. Im zweiten Lauf zieht Robert Maslonka an Dieter Altmann vorbei, Helmut Knoblich bleibt Dritter. Ronny Hering, der sich in der ersten Auffahrt mit seinem VW Scirocco Gr. 2 gedreht hatte, ist zu diesem Zeitpunkt noch Sechster. Nach dem dritten Heat taucht Ronny Hering bereits auf der Drei auf. Das Zwischen-Ranking, auf das wir uns im kompletten Bericht stützen, basiert da schon auf den besten zwei aus drei Läufen, nach Auffahrt vier sind es dann wie eingangs erwähnt die besten drei aus allen vier. Das Finale ändert an den bezogenen Positionen nichts mehr. Robert Maslonka sichert sich den achten Saison-Klassengewinn vor Dieter Altmann und Ronny Hering. Helmut Knoblich beendet sein Mickhausen-Wochenende als Vierter, Robin Horn (Citroen C2) wird Fünfter.

Regelmäßige Leser ahnen oder wissen jetzt bereits, was nun kommt. Nämlich, dass Michael Schumacher mit seinem VW Polo G60 bei den 2-Litern auch im bayerischen Schwabenland mutterseelenalleine unterwegs ist. Er fährt im dritten Race-Heat seine persönliche Bestzeit von 1:08,572 und verbucht seinen siebten Saisonerfolg.

Wir räumen jetzt noch mehr technische Freiheiten ein und bitten die Gruppen H/FS und E1 unter den Kastner-Startbogen. Als erstes nehmen die Renner der 1400er Klasse Aufstellung. Armin Ebenhöh lässt von Anfang an keinerlei Zweifel an seiner Favoritenrolle aufkommen, ist mit seinem VW Minichberger Scirocco 16V in jedem Run der schnellste, holt seinen fünften 2024er-Sieg, zum Team Punktekonto hat zuvor Tobias Mayer weitere vier Erfolge beigetragen. Ihre Serie hat sie an die Spitze der Gesamt-Zwischenwertung gebracht, allerdings stecken in der 2-Liter Klasse mit Claire Schönborn und Marcel Hellberg noch zwei weitere Bewerber um den goldenen Siegerkranz. Die Auseinandersetzung um Rang zwei und drei läuft zwischen Nils Abb im 8-Ventiler VW Schneider Polo und Tobi Stegmann (VW Golf 1 16V). Im ersten Lauf ist übrigens Frank Duscher mit seinem VW Polo 8V für Position drei zuständig, danach dann bis zum Schluss Tobi Stegmann, der im zweiten Run Nils Abb 0,376 Sekunden abnehmen kann. Was Nils dazu motiviert, zweimal ganz tiefe 1,03er Marken auf den Asphalt zu zaubern. Am Rennende hat sich Nils Abb 1,273 Sekunden Vorsprung auf Tobi Stegmann erarbeitet. Frank Duscher sichert sich Rang vier, Jörg Davidovic fährt im NSU TT 16V auf Platz fünf. Nils Abb nimmt den größten KW 8V-Trophy Pokal seiner Klasse mit nach Hause. Zweiter der 8-Ventiler ist Frank Duscher vor Stefan Winkler mit seinem Fiat 127.

                

Zwei Opel Corsa A bestimmen das Geschehen bei den 1,6-Litern. Mit dem Wiebe 16-Ventiler geht zunächst Andy Heindrichs in Führung. Danach schlägt die Stunde von Tobias Auchter. In seinem Spiess 16V setzt er drei Klassenbestwerte in Folge. Das bringt ihm den Sieg, 1,357 Sekunden vor Andy Heindrichs. Den Platz des Dritten auf dem Podium sichert sich Sarp Bilen mit seinem VW Spiess Golf 16V. Position vier gehört bis zur Halbzeit des Rennens Folker Fink (Citroen C2). Danach löst ihn Lukas Friedrich mit seinem Ford Fiesta dort ab, Folker wird final Fünfter.

Jetzt ist die Ampel grün für die Renner bis 2000 Kubik. Claire Schönborn ist mit ihrer Trainingsleistung nicht wirklich zufrieden, setzt aber im VW Golf 1 STW die erste Bestzeit, führt 1,047 Sekunden vor Ralph Paulick (VW Golf 1 16V Minichberger) und Marcel Hellberg mit seinem VW Brügge Golf 8V. Der zweite Lauf geht an Marcel Hellberg, der wegen der Additions-Mathematik nach Run drei auf Position eins auftaucht, obwohl Claire Schönborn erneut die 2-Liter-Benchmark setzt. Um ihre Chancen im Kampf um den KW Berg-Cup Gesamtsieg aufrecht zu erhalten, muss sie mindestens Zweite werden. Der vierte Race-Heat muss die Entscheidung bringen. Aber noch bevor dieser beginnt, macht die Lichtmaschinenhalterung im Golf STW der 25-jährigen System-Ingenieurin Probleme. Es besteht die Gefahr, dass der Antriebsriemen dafür abspringt und unter den Motorsteuerungszahnriemen geraten könnte. Also Lima-Riemen ab und hoffen, dass die Energie der Batterie bis ins Ziel reicht. Zur Vorsicht schieben die Schönborns das Auto vom Fahrerlager bis zum Vorstart, erst dort wird der Motor gestartet, im Cockpit-Display blinkt es in Sachen Spannungsversorgung rot. Das muss sie wegstecken. 1:02 hat sich Claire selbst vorgegeben. Es werden 1:01,176. Das ist erneute Bestmarke und der siebte Klassensieg der Saison. Die 104,12 Punkte, die sie dafür erhält, reichen zum KW Berg-Cup Gesamtsieg vor Armin Ebenhöh / Tobias Mayer und Marcel Hellberg. Der Letztgenannte wird winzige 0,115 Sekunden hinter Claire Schönborn in Mickhausen Zweiter. Zudem gewinnt er zum zweiten Mal in Folge die KW 8V-Trophy. Auf die Stufe des Dritten steigt bei der Siegerehrung Ralph Paulick. Rang vier sichert sich im VW Röttele Scirocco 16V Joachim Hummel vor Werner Weiss (Ford Escort 1800 RS). Den Sprung in die Top-Ten schaffen auch Johann Hatezic mit seinem Opel Frank Ascona B 8V, Thomas Flik im Renault Clio 3 Cup, Markus Goldbach (Renault Wiebe Mégane Coupé) Marvin Ruwe im VW Minichberger Golf 1 Gti 16V und Michael Rauch im Opel Briegel Kadett 8V. Sie laufen in der genannten Reihung auf den Rängen sechs bis zehn im Ziel ein. Bleibt noch das KW 8V-Tropy Podium zu präsentieren. In der Mitte oben steht Marcel Hellberg. Johann Hatezic flankiert ihn als Zweiter und Michael Rauch als Dritter.

Marcel Gapp aus der 3-Liter Abteilung glänzt mit seinem BMW M3 E36 bereits am Samstag mit Top-Werten. Das setzt er am Rennsonntag nahtlos fort. Souverän sichert er sich alle Laufbestzeiten und den Klassengewinn. Zwei Läufe lang ist Marken- und Typenkollege Nils Butz sein nächster Verfolger, im Windschatten zieht er den Ford N Sport Focus von Kai Neu mit. Das gefällt Felix Bürker, der sich im ersten Heat etwas Rückstand eingehandelt hatte, nicht wirklich. Also dreht er mit der 8-Ventiler Opel Frank Kadett C Limousine voll auf. Im dritten Heat hat er sich auf Rang zwei nach vorne gefahren. Diese Position gibt er nicht mehr ab. Nils Butz reiht sich als Dritter ein. Kai Neu beendet den Wettbewerb als Vierter, Timo Fritz (Opel Ascona B) als Fünfter. Das 3-Liter 8-Ventiler Ranking zeigt Felix Bürker auf Platz eins, gefolgt von Timo Fritz und Werner Walser mit seiner Opel Kadett C Limousine.

Nach den drei Übungsauffahrten ist die Klasse über 3000 Kubikzentimeter auf drei Autos geschrumpft. Am Sonntag muss sich aus diesem kleinen Kreis auch noch Sabine Göhrig verabschieden, weil ihr Ford Focus ST nicht mehr so mitspielt, wie er es eigentlich sollte. Es verbleiben zwei ex-Cup Porsche 911 GT3. Patrick Orth und Jochen Stoll sind von Beginn an auf hohem Niveau unterwegs. Am Sonntag setzt sich zunächst Patrick Orth im 991 in Front, 0,157 Sekunden vor Jochen Stoll. Ab Run zwei wendet dieser mit seinem 991.2 das Blatt, übernimmt die Spitze und gibt sie in der Folge nicht mehr ab. Jochen Stoll gewinnt schlussendlich 4,658 Sekunden vor Patrick Orth. Ab Lauf zwei sind beide an der Antoniusbuche mit Geschwindigkeiten im 200 km/h-Bereich unterwegs. Den Top-Wert liefert Jochen Stoll im dritten Race-Heat mit 201,34 km/h ab. Sein Durchschnittstempo beträgt dabei 138,86 km/h.

 

 

Zwei total unterschiedliche Konzepte treffen bei den Silhouettenautos aufeinander. Da ist zum einen Speedmaster mit dem V8 BMW M3 GT3, zum anderen das von Marco Farrenkopf pilotierte Silver Car S2 Evo mit dem 999 ccm Suzuki GSXR 1000 R Triebwerk. Im ersten Run behält der Hubraumwinzling um 1,352 Sekunden die Oberhand, dann übernimmt Speedmaster das Kommando und gewinnt vor Marco Farrenkopf.

Die Tourenwagen Division 1 gewinnt der Bulgare Nikolay Zlatkov im Audi Quattro S1 Pikes Peak 1,849 Sekunden vor Jochen Stoll. Stefan Hetzenauer sichert sich mit seinem Subaru Chiptech Impreza Rang drei. Die Plätze vier und fünf sind die Angelegenheit von Thomas Strasser im VW Minichberger Scirocco 16V und von Patrick Orth.

Soweit der Report aus Mickhausen 2024. Natürlich gibt es noch weitere Themen, die es aufzuarbeiten gilt. Zum Beispiel das Geschehen im NSU-Bergpokal und in allen KW Berg-Cup Sonderwertungen. Auch die Erfolge der Aktiven des Berg-Cup e.V. in der Deutschen Bergmeisterschaft und in den DMSB Berg-Cups sowie im DMSB-Junioren-Berg-Pokal wollen wir noch vorstellen. Wir machen das zunächst inoffiziell in Kurzform, weil es dafür noch keine endgültigen Auswertungen gibt. Wir gratulieren Lukas Friedrich zum Gewinn der Junioren-Wertung, Jochen Stoll zu Platz eins im DMSB-Automobil-Berg-Cup 2024 für Tourenwagen und Marcel Hellberg zum Titel des Deutschen-Automobil-Bergmeisters ganz herzlich. Respekt, gut gemacht, bitte weiter so!

Der Fokus im Berg-Cup e.V. ist nun Richtung Siegerehrung gerichtet. Diese findet am 2. November in Bad Mergentheim statt. Dort wollen wir im Großen Kursaal die erfolgreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ehren und anschließend gemeinsam gebührend feiern. Parallel zur Meistergala wird an der 37. Saison des KW Berg-Cups gearbeitet. Wir hoffen, bis Bad Mergentheim das Konzept für 2025 vorstellen zu können.

Uli Kohl, 08.10.2024





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