Naja, nicht sofort. Denn der Samstag wartet zunächst mit teilweise heftigem Regen auf. Aber gegen Ende der ersten Übungssitzung kann man bereits ernsthaft über Slicks nachdenken. In der Folge bleibt es stets trocken, am Rennsonntag regiert der Hochsommer, die Sonne strahlt mit Macht. Konkurrenz machen ihr dabei allerdings die Aktiven und die Fans. Denn ein an beiden Tagen superpünktlicher Beginn sowie die ausgezeichnete Organisation und flüssige Abwicklung lassen echte Freude und Begeisterung aufkommen. Einmal mehr haben sich die Mädels und Jungs von EMSI Motorsport mit viel Power ins Zeug gelegt, um ein Top Event der Güteklasse eins abzuliefern. Neben dem Geschehen auf der hochselektiven, 3,235 Kilometer langen und mit 15 Kurven unterschiedlichster Radien gespickten Piste stemmen sie noch das komplette Drumherum. Bewirtschaften das Festzelt selbst, bieten dem Publikum am Samstagabend eine interessante Fahrerpräsentation, im Anschluss gibt’s ein Video vom Trainingsverlauf, danach spielt Livemusik für alle die, die nicht so zeitig zu Bett gehen müssen oder wollen. Radio Arabella füllt geschickt die Pausen zwischen den einzelnen Heats, springt auch bei den wenigen Unterbrechungen bereitwillig ein, trägt so mit zum „Gute-Laune-Feeling bei“. Dieses steigern übrigens die angenehm frühen Schlusszeiten noch weiter: Am Samstag wird nur bis gegen 16:30 Uhr geübt, am Sonntag ist das aktive Geschehen gar schon um 15:15 Uhr beendet. Da das Parc Fermé im Zielbereich eingerichtet ist, können die Rennautos nach der letzten Talfahrt sofort zur Heimreise verladen werden. Die Prädikate „Österreichische Automobil Berg Staatsmeisterschaft“ mit ihren beiden Abteilungen für aktuelle und historische Fahrzeuge sowie KW Berg-Cup locken 113 Teilnehmer ins landschaftlich reizvolle Ötscherland. Mehr als ein Viertel des „modernen“ Feldes steuern die KW Berg-Cup’ler bei. Wie es dieser kleinen, aber sehr feinen Abordnung in den jeweils drei Läufen pro Tag erging, das wollen wir uns nun im Detail gemeinsam anschauen.
NSU und 1150er sucht man 2016 im Mostviertel vergeblich. Aber was nicht ist, kann ja noch (bzw. bei den 1150ern wieder) werden. Also wenden wir uns sofort den 1,4-Litern der stark verbesserten Tourenwagen zu. Bei denen Armin Ebenhöh seinen VW Minichberger Scirocco 16V in der 29. KW Berg-Cup Saison erstmals selbst pilotiert. Eingewöhnungsprobleme hat er in keinster Weise, holt sich souverän die imaginäre Pole Position, legt 3,123 Sekunden zwischen sich und seinen nächsten Verfolger. Das ist „Local Hero“ Jakob Löffler im Suzuki Swift GTI, auf der Drei folgt Hugo Moser im grünen VW Polo mit dem Oettinger 16V Zylinderkopf. Im zweiten „Probegalopp“ fehlte der Grüne übrigens, Elektrikprobleme banden ihn an die Box zurück. Franz Weißdorn lässt sich die fünftbeste Zeit gutschreiben, Silvia Ebenhöh ist Sechste, beide sind auf 16-Ventil Polos unterwegs. Auf Position eins und zwei gibt es auch im Rennen nichts Neues, Armin Ebenhöh gewinnt souverän vor Jakob Löffler (P2), der Vorsprung des Siegers beträgt 9,949 Sekunden. Nach Lauf eins ist Franz Weißdorn Dritter, Hugo Moser Vierter. 337 Tausendstel trennen die beiden. Im zweiten Run dreht Hugo, dessen Polo immer noch ab und zu aussetzt, den Spieß um, geht auf Rang drei nach vorne, Franz ist nun Vierter. Dabei bleibt es auch, nur der Abstand wird etwas größer. In einem weiteren Suzuki Swift GTI beendet Markus Krendl das Rennen auf der Fünf, diesen Rang hatte er in allen Auffahrten inne. Silvia Ebenhöh wird auf der Steinleiten starke Sechste.
Für die 1600er Abteilung war schon vor der ersten Trainingssitzung klar: Die rot-weiß-roten Speerspitzen werden in ihrer Heimat nur sehr schwer zu knacken sein. Dem entsprechend setzt auch Manuel Michalko im Citroen Saxo am Samstag die Bestmarke, vor dem schnellen Lokalmatador Christian Speckl im VW Golf 1 16V (TP2) und Peugeot 205 Pilot Christian Schneider als Drittem. Stefan Faulhaber geht mit seinem Minichberger C-Kadett Coupé 16V bei seinem ersten St. Anton Einsatz die Steinleiten mit Vorsicht an, freundet sich aber von Lauf zu Lauf immer besser mit dieser an. Am Samstagabend ist er Viertschnellster, als Fünfter folgt ihm Manfred Schulte mit seinem Citroen Nemeth AX Kit-Car. Dicht dahinter beansprucht Valentin Schneider im TSM Golf 1 16V Startplatz sechs. Helmut Maier ist mit seinem Spiess Golf 16V auf der Übungs-Acht zu finden, Benedikt Schulte im 8-Ventiler Citroen AX Sport auf der Zwölf. Im Rennen selbst diktieren Manuel Michalko und Christian Speckl das Tempo, zum erhofften engen Schlagabtausch kommt es aber nicht, zu überlegen und abgeklärt fährt Manuel zum Sieg, 6,632 Sekunden zurück wird Christian Zweiter. Stefan Faulhaber hat noch immer Respekt vor der selektiven Strecke, nistet sich aber vom Rennbeginn weg auf Rang drei häuslich ein, fährt diesen auch sicher nach Hause. Dahinter wird um die weiteren Positionen herzhaft gerangelt. Involviert sind Valentin und Christian Schneider sowie Manfred Schulte. In der genannten Reihung haben sie sich nach Heat eins formiert, in einem Zeitfenster von 1,538 Sekunden. In Auffahrt zwei huscht Christian an Valentin vorbei, Manfred bleibt Sechster. Aber das ist noch nicht der Endstand. Im Finale braucht Valentin Schneider plötzlich deutlich mehr Zeit als zuvor für die 3,235 Kilometer. Manfred Schulte dagegen setzt in Race-Heat drei seine persönliche Bestmarke. Und schon sind die Plätze getauscht. Schlussendlich reist Christian Schneider als Vierter aus St. Anton ab, Manfred Schulte als Fünfter und Valentin Schneider als Sechster. Helmut Maier beendet das Wochenende als Achter, auf der Klassen-Elf gewinnt Benedikt Schulte die 1,6-Liter KW 8V-Trophy.
Lasst uns nun die 2-Liter unter die Lupe nehmen. Erfreulich viele KW Berg-Cup 8-Ventiler haben die Reise ins Ötscherland angetreten, die 16V’ler sind 2016 leichte Mangelware. Drei Jahre hintereinander hatte Jörg Weidinger im BMW 318i STW die Kastanien aus dem Feuer geholt und den Klassensieg an seine Fahnen geheftet, wer sollte denn nun in seine Fußstapfen treten? Vielleicht am ehesten KW Berg-Cup Neuzugang Thomas Strasser jun. im Minichberger Scirocco 16V? Der seinerseits ist von Beginn an hochmotiviert und schnell unterwegs, fährt die zweitbeste Übungszeit. Nur Christopher Neumayr ist mit seinem spektakulären Ford Escort NPM – IRS 16V ganze 236 Tausendstel schneller oben (TP2). Im VW Scirocco RS1 ist Markus Habeler Dritter, im fehlen 0,455 Sekunden auf Thomas. Stark präsentiert sich „Emsi“ Michael Emsenhuber im VW Corrado auf der Vier, Fünfter ist „Golfer“ Jürgen Halbartschlager. Unsere KW 8V-Trophy Piloten halten sich ausgezeichnet, sind im vorderen Mittelfeld zu finden. Im Klassenranking stellt Norbert Wimmer den BMW 2002 auf Position acht, Christian Dümler ist Elfter, Michael Rauch Zwölfter. Race-Heat eins geht relativ deutlich an Christopher Neumayr, er nimmt Thomas Strasser jun. 1,232 Sekunden ab, in dessen Windschatten folgt Markus Habeler, es geht um 28 Tausendstel. Im zweiten Run ist Thomas zwar 27 Tausendstel flotter oben als Christopher, aber das ändert nichts an den Top-Positionen. Es sieht also ganz danach aus, dass der 2-Liter Klassengewinn diesmal an einen Nicht-KW-Berg-Cup’ler geht. Doch wie heißt und bewahrheitet es sich immer wieder? Richtig, zusammengezählt wird ganz zum Schluss! Während Thomas Strasser jun. den Minichberger Scirocco nochmals flotter den Berg hinauf treibt, büßt Christopher im Ford 1,044 Sekunden ein. Das sind 125 Tausendstel zu viel. Der Klassenchampion heißt also Thomas Strasser jun., herzlichen Glückwunsch dazu, absoluter KW Berg-Cup Supereinstand! Christopher Neumayr bleibt Platz zwei, Rang drei geht an Markus Habeler. Position vier ist die Angelegenheit von Jürgen Halbartschlager, im VW Golf GTi 16V läuft Roland Eder auf der Fünf ein. Norbert Wimmer macht Druck bis zum Rennende, fährt sich bis auf Platz sechs nach vorne und ist zugleich der 2-Liter KW 8V-Trophy Sieger. Heiko Fiausch läuft im Opel Astra STW auf der Sieben ein, Michi Emsenhuber wird nach einem zeitraubenden Aha-Erlebnis final Achter, Nicolas Reiter im Ford Escort Mark 1 Neunter. Michael Rauch (8V-P2) komplettiert als Zehnter die Top-Ten. Im Formationsflug folgen seine 8-Ventiler Kollegen auf den nächsten Rängen. Christian Dümler beendet seinen St. Anton Auftritt als Elfter (8V-P3), Daniel Bayer (Opel Kadett; 8V-P4) als Zwölfter. Kadett Kollege Alexander Pleier wird als Klassendreizehnter 8-Ventiler Fünfter. Johann Hatezic bringt den bewährten Opel Ascona B auf der Vierzehn ins Ziel, Marc Fischer wird in seinem Opel Kadett C-Coupé Siebzehnter.
Oberhalb 2000 Kubikzentimeter gibt es in Österreich nur mehr eine einzige Klasse. Die ist in der Regel mit echten PS-Monstern gut gefüllt. Dies gilt auch für St. Anton 2016. Trotzdem beschließen sechs wagemutige KW Berg-Cup’ler da mitzutun, obwohl sie zum Teil nur die Hälfte oder sogar weniger als ein Drittel der Pferdestärken ihrer rot-weiß-roten Mitbewerber unter der Haube haben. Irgendwie erinnert es mich an Asterix und die Gallier gegen das römische Heer. Aber der Sportsgeist unseres Mädels und unserer fünf Jungs gefällt mir, Respekt davor! Der Samstag steht ganz im Zeichen von „Local Hero“ Karl Schagerl, er fährt im 630 PS VW Golf Rallye TFSI-R in jedem Lauf Bestzeit. Nicht nur in seiner Abteilung, sondern zur Sicherheit gleich im Gesamtfeld. Karl Werner im ebenfalls bärenstarken Audi S2-R Quattro ist mit dem Respektabstand von 3,329 Sekunden Zweitschnellster der Probegalopps, gleich dahinter nimmt KW Berg-Cup Speerspitze Herbert Pregartner mit seinem Porsche 911 GT2 RSR Aufstellung. Gut, mit seinen 911 PS gehört Herbert eher zu den Römern als zu den Galliern. Und genau gesehen ist er mit seinem Wohnsitz in der Steiermark ja auch gar nicht so weit von „Bella Italia“ entfernt. Wir reden da von weniger als schlappen 200 Kilometern. Aber nun zurück zu denjenigen KW Berg-Cup‘lern, die mit weniger Horsepower auskommen müssen. Sie scheinen alle mit dem Zaubertrank eines Druiden in enge Berührung gekommen zu sein, denn sie schlagen sich echt wacker. Das wollen wir uns genau ansehen: Am Sonntag übernimmt Karl Schagerl sofort die Leaderrolle, führt 1,22 Sekunden vor „Pre“ Herbert Pregartner (P2) und Altmeister Felix Pailer (P3) im Lancia Delta Integrale. Karl Werner ist Vierter, schnauft tief durch und spricht von einer „schwaren Partie“. Rang fünf gehört Markus Hochreiter in einem Seat Ibiza Turbo. Im zweiten Run halten die Zuschauer die Luft an, Karl Schagerl ist urplötzlich 1,88 Sekunden langsamer geworden, „Pre“ hat sich bis auf 157 Tausendstel an ihn heran gezoomt. Karls Rallye Golf ist kurz vor dem Ziel die Luft fast ausgegangen, ein abgefallener Turboschlauch mindert die Leistung gewaltig. Karl Werner hat mit Felix Pailer den Platz getauscht, ist nun Vierter. Eines ist klar: Das Finale wird mega spannend! Karl Schagerl fährt nun seine persönliche Rennbestzeit, sichert den Klassensieg gekonnt ab. Herbert Pregartner verteidigt Platz zwei erfolgreich, tut dies deutlich vor Audianer Karl Werner (P3), Felix Pailer auf der Vier und Markus Hochreiter als Fünftem. Und unsere KW Berg-Cup Gallier? Die geben bedingungslos Gas. Rookie Alexander Bärtl treibt seine 8-Ventiler C-Kadett Limousine auf Klasse-Klassenplatz sieben, Marcel Gapp wird im BMW M3 E36 Achter, Sabine Röck schiebt sich im VW Golf Turbo als Neunte noch unter die Top Ten. Und bereits auf der Elf taucht schon Neueinsteiger Alexander Wirth im Opel Ascona B auf, Werner Walser beendet seinen St. Anton Trip mit seiner C-Kadett Limo als Dreizehnter.
In unserem Nachbarland fahren die E2-Silhoetten Boliden direkt gegen die E2-SC und CN Rennsportfahrzeuge. Das ist für Holger Hovemann und seinen 5,7-Liter Opel Risse Kadett V8 eine komplett neue Erfahrung. Im Training muss sich der Steinleiten Erstbesucher aber nur einem Norma M20 F und einem Osella PA20 S beugen, ist Dritter im 7-Wagen Feld seiner Mixed-Klasse. Vierter ist er nach Rennlauf eins. Aber am Vorstart zu Lauf zwei schaut die mittlerweile nachgereiste Defekthexe bei Holger vorbei. Und klar, nach ihrer extralangen Tour ist sie hungrig, will etwas Massives vernaschen. Spontan entscheidet sie sich für die Getriebeeingangswelle an Holgers „Monschter“, unterbindet so dessen Kraftfluss. Damit kann der 7-fache KW Berg-Cup Gewinner sein Vorhaben nicht ganz in die Tat umsetzen: „Ich bin hier um weiter zu lernen und um Rennkilometer zu sammeln.“ Durch den Ausfall bleibt es bei deren knapp 13, auf die weiteren 6,5 km muss er verzichten. Bei den Fans ist Holger mit seinem 750 PS Renner trotzdem sehr gut angekommen, auch der seit Iberg 2016 neue Sound hat allgemein begeistert.
Bleibt uns noch das Tourenwagen-Gesamtranking, dass in St. Anton 2016 sehr eng mit dem Ergebnis „Over All“ verknüpft ist. Karl Schagerl schrammt nur denkbar knapp am Gesamtsieg vorbei, den sich Andreas Stollnberger in einem Dallara F 302 mit Opel Triebwerk nach drei makellosen Auffahrten sichert. Aber trotz des einmal losen Turboschlauches wird Karl Schagerl Zweiter „Over All“ und ist damit bester aus der Abteilung der Tourenwagen (TW). Herbert Pregartner (GP 4) ist in dieser Wertung Zweiter, Karl Werner (GP 6) Dritter. Thomas Strasser jun. beendet seinen St. Anton Einsatz als 2-Liter Klassengewinner auf Gesamtposition (GP) elf, ist dort TW-Fünfter.
So, nun heißt es auch für alle „Hard Core KW Berg-Cup Fans“ durchschnaufen, denn schon am nächsten Wochenende (16./17.07.) steht im saarländischen Homburg das nächste Rennen im KW Berg-Cup Terminplan. Dort wird es dann auch wieder NSUs und 1150er geben. Nach einer 14-tägigen Pause erwartet uns anschließend mit dem „21. Int. ADAC Glasbachrennen“ (30./31.07.) und dem „49. Int. Osnabrücker ADAC Bergrennen“ (06./07.08.) wieder ein Doppelpack innerhalb von nur acht Tagen. Das klingt nach einer „schwaren Partie“ für uns alle. Aber ist es nicht doch auch eine sehr schöne, aufregende Partie? Wie denkt ihr darüber, liebe KW Berg-Cup Freunde? Ich hoffe positiv, denn dann sehen wir uns sicher bei einer der nächsten NSU-Bergpokal und KW Berg-Cup Stationen wieder. Darauf freue ich mich schon jetzt sehr!