PO SchottenZumeist herrschten am Wochenende vom 26. bis zum 28. April auf dem 3,033 Kilometer langen Teilstück des legendären Schottenringes Kälte, Nässe und wechselnde Bedingungen. Erst am Nachmittag des Renntages ließ sich die Sonne im hessischen Vogelsbergkreis blicken und trocknete die Fahrbahn auf. Zuvor waren die 87 Rennteilnehmer und ihre GLP-Kollegen genauso wie die Mannschaft des Veranstalters durch ein echtes Wechselbad der vollen Witterungspalette gegangen. Für den Freitag, an dem ab 13:00 Uhr Einstellfahrten angeboten wurden, hatte der Wetterfrosch auf seiner Leiter die Sprosse „kurze Schauer“ bezogen. Damit hatte er sich im Glas eindeutig verkehrt platziert, denn es regnete den ganzen Tag hindurch. Der Trainingssamstag begann bewölkt und kühl, wartete mit bunt gemischten Streckenverhältnissen auf. In der zweiten Auffahrt gab es etwa ab Mitte des NSUBergpokalfeldes erneut Regen. Rennleiter Kevin Ferner reagierte prompt, gab den Fahrern Gelegenheit zum Wechsel auf profilierte Reifen. Die konnten für den Rest des Tages auf den Autos bleiben, denn die Niederschläge hielten an, nahmen besonders im vierten und letzten Trainingslauf an Intensität zu. Die Übungsresultate müssen deshalb mit Vorsicht betrachtet werden. Denn die besten Zeiten gelangen denjenigen, die gleich im ersten Heat mit richtig Einsatz unterwegs waren und sich dabei vielleicht obendrein auf frische Erkenntnisse aus den Einstellfahrten stützen konnten.

 

Der Sonntag ähnelte dem Samstag. Los gings pünktlich um 9 Uhr auf zu 65 Prozent feuchter Strecke, die sich in den Waldpassagen tückisch-rutschig präsentierte. Nebel im Zielbereich bei einer Außentemperatur von nur 3 Grad verschärfte die ohnehin schwierigen Bedingungen weiter. Immerhin blieb es von oben her trocken, ab etwa der Hälfte des zweiten Durchgangs waren Slicks die schnellere Reifen-Variante, in den zwei danach noch verbleibenden Läufen sorgte die Sonne für relativ klare, berechenbare Streckenverhältnisse und beständig schneller werdende Zeiten.


In der 1600er-Klasse der Gruppe F/A/CTC bezwang Ulrich Zeitz dank eines sehr flotten ersten Laufes Markus Fink, den Seriensieger der Saison 2018 um 2,509 Sekunden (beide Citroen C2). Neueinsteiger Florian Hildner gelang als Drittem mit seinem Ford Fiesta auf Anhieb der Sprung auf das Siegerpodest.

Obwohl Kai Neu in der Woche vor dem Wettbewerb vom Ford Focus ST 170 auf seinen „Zweitwagen“ Escort RS 2000 umnennen musste, blieb er bei den Zweilitern das Maß der Dinge, gewann mit 4,267 Sekunden Vorsprung vor Markus Goldbach (Renault Wiebe Megane Coupé). Rang drei sicherte sich im VW Polo G60 Martin Kraus.

Zwei Allrad-Turbo-Boliden vor einem Hecktriebler, so lautete der Endstand in der Hubraumabteilung über 3000 Kubikzentimeter. Im Duell der Mitsubishi-Evo-Piloten behielt Roland Herget (P1) die Oberhand über ex-Berg-Europa-Vizemeister Achim Kreim. 3,810 Sekunden betrug der finale Abstand zwischen den beiden. Maurice Moufang, Rallyespezialist und Lokalmatador in Personalunion, pilotierte seinen BMW M3 E36 auf Position drei. KW Berg-Cup-Neueinsteiger Pascal Ehrmann fuhr im Peugeot 207 RC zu Rang fünf, Nikolas Uenzen (BMW E36 NHM M3) war nur im ersten Lauf dabei.

Ziemlich klar sortiert zeigte sich der NSU-Bergpokal. Dessen Abo-Sieger Steffen Hofmann war auch im bildschön neu aufgebauten TT RPM, der Steffens TraditionsStartnummer 510 trägt, nicht zu bremsen. Er legte 16,537 Sekunden zwischen sich und den Zweiplatzierten Uwe Schindler (TT KWR), schraubte den Streckenrekord des NSU-Bergpokals von 1:36,285 bis auf 1:34,299 herunter. Karsten Steinert sicherte sich mit seinem NSU Steinert 67 Podiumsplatz drei. Die neue KlassikWertung im Rahmen des NSU-Bergpokals (Fahrzeuge mit Vergaser-Technik oder mechanischer Benzineinspritzung in Kombination mit nach hinten gebogener Ansaugbrücke) gewann Roman Szott vor Rookie Bernd Wallstein.

Ereignisreich verlaufen die Rennen in den sechs Hubraumklassen der nach Gruppe H/FS/E1/CTC-Reglement stark verbesserten Tourenwagen, dem Kerngebiet der KW Berg-Cups National und International. Dass im Motorsport immer erst ganz am Ende zusammengezählt wird beweist hier die 1150er-Klasse, in der Dominik Schlott im VW Schneider Polo 16V vorne auf und davon zum souveränen Sieg stürmt. Im Weißdorn Polo 16-Ventiler bezieht und hält Walter Voigt Rang zwei. Bis einschließlich Heat drei steht er unter enormen Druck durch Tobi Stegmann, der seinen Schneider Audi 50 8-Ventiler nach allen Regeln der Kunst fliegen lässt. Weniger als eine Sekunde trennt die beiden. In der vierten Auffahrt rutscht Tobi ausgangs Querspange kurz in die Reifenstapel. Und damit vom dritten auf den vierten Rang zurück. Als Trost bleibt ihm immerhin der Gewinn der 1,150-Liter KW 8V-Trophy-Wertung. Klassenposition drei geht so an Jörg Davidovic im NSU TT 16V Evo II.


Noch mehr Turbulenzen gibt es in der Abteilung bis 1400 Kubik. Gleich zwei Favoriten auf Podiumsplätze drehen sich in der ersten, noch feuchten Renn-Auffahrt. Das sind im VW Minichberger Scirocco 16V der Trainingsschnellste Armin Ebenhöh und der besonders im Nassen groß aufgeigende Übungsdritte Markus Hülsmann (VW Golf 16V). Auch der Zweite der Probegalopps, Franz Weißdorn, erwischt im VW Polo 16V keinen optimalen Rennauftakt. Die Spitze erobert Frank Lohmann (VW Polo 8V) vor Stefano d’Acri (Peugeot 106 Rally) und Nico Müller im VW Weißdorn Polo 16V. Im zweiten Run legt ein Kabelbruch eine Einspritzdüse des Lohmann-Polo lahm, reißt diesen aus dem Wettbewerb. Die neue Reihung heißt jetzt Nico Müller, Franz Weißdorn und Stefano d’Acri. Auf der nun trockenen Piste wachsen Franz Weißdorn und Ronnie Bucher (VW Schneider Corrado 16V) Flügel. Franz Weißdorn sichert sich den Klassengewinn vor Nico Müller, Ronnie Bucher sprintet noch bis auf die Drei nach vorne. Stefano d’Acri wird final Vierter, Youngster Tobi Mayer (VW Weißdorn Polo 16V) Fünfter. Schnellster 1,4-Liter KW 8V-Trophy Teilnehmer ist Karlheinz Meurer (VW Weißdorn Polo) vor Sophia Faulhaber im VW Schneider Polo.

In der 1600er-Abteilung liefern sich Erwin Buck im VW Spieß Scirocco und Stefan Faulhaber (Opel Minichberger Kadett 16V) an der Spitze ein beinhartes Duell. In diesem liegt zunächst Stefan vorn, im zweiten Lauf übernimmt Erwin die Führungsrolle. Diese hält er, bis er im vierten und letzten Lauf mit einem technischen Defekt ausrollt. So heißt der Sieger Stefan Faulhaber. Rang zwei geht an den fliegenden Finnen Mikko Kataja und seinen Toyota Starlet. Der nach Mikkos Rückkehr aus den USA nun ein 16-Ventiler mit infernalischem Klang ist. Und nicht unerwartet fährt sich der spektakulär agierende Finne schnell in die Herzen der Zuschauer. Auf Position drei läuft bei seiner KW Berg-Cup Premiere Sarp Bilen im VW Golf 16V ein.

Mit 17 Startern ist die 2-Liter-Klasse die teilnehmerstärkste des 16. Schottenring Bergpreises. Ihre Podiumsbesetzung kristallisiert sich bereits im ersten Race-Heat heraus. Einen starken dritten Rang holt sich Werner Weiß im Ford Escort RS 1800 BDA, Zweiter wird der Trainingsschnellste Ralph Paulick (VW Golf 1 16V). Der ungefährdete Sieger heißt Patrick Orth, zum Rennende hat er mit seinem BMW Gerent E30 einen Vorsprung von 5,872 Sekunden herausgefahren. Auf den Klassenplätzen vier bis sechs läuft die komplette 2-Liter KW 8V-Trophy PodestBesetzung ein. Christian Auer (BMW 2002 8V) ist der schnellste dieses Trios, er liegt 1,537 Sekunden vor Marcel Hellberg im VW Brügge Golf. Weitere 2,848 Sekunden zurück folgt Roland Christall (Opel Ascona B Frank). Die Klassen-Top-Ten werden komplettiert durch Jens Weber (P7/Opel Kadett C 16V), Markus Reich (P8) im VW Minichberger Corrado R sowie die 8-Ventiler Opel Kadett C Coupé Piloten Daniel Bayer (P9) und Alex Pleier auf der Zehn. Technische Probleme binden Björn Wiebe sowohl im Training als auch im ersten Rennlauf zurück. Danach legt er im Renault Clio BTCC echt schnelle Zeiten auf die Piste, die letzte davon liegt nur knapp eine Sekunde über der besten Marke von Patrick Orth.

Den Triumph in der Abteilung bis 3000 Kubikzentimeter heftet sich Michael Weber an seine Fahnen. Sein Junior Hauke (beide Audi 80 Quattro) steht als Zweiter neben ihm auf dem Siegerpodest. Rang drei holt sich Günter Göser mit seinem Opel Kadett C Coupé 16V. Zwei Läufe lang liegt Günter Göser hinter dem BMW M3 E36 von Marcel Gapp, dann zieht er vorbei und schiebt Marcel Gapp auf die Vier zurück. Fünfter wird Felix Bürker (Opel Kadett C Limousine), der sich auch den größten 3Liter KW 8V-Trophy Pokal holt. Zweiter der roten Startnummern wird Alexander Wirth im Opel Ascona B, Dritter Rookie Nino Minuth im neu aufgebauten Opel Kadett C Coupé.

In der Klasse über 3 Liter Hubraum tobt auch der Kampf um den Gesamtsieg. Der erste Führende ist im Allrad angetriebenen Bi-Turbo Porsche 935 DP II Herbert Stolz. Allerdings hat der Altmeister offensichtlich Probleme auf dem abtrocknenden Asphalt seine eigenen Zeiten zu verbessern. Holger Hovemann zaudert in dieser Beziehung keinen Moment. Im zweiten Run halbiert er seinen Rückstand, ab der dritten Auffahrt liegt er vorne, gewinnt am Ende 2,269 Sekunden vor Herbert Stolz die Klassen- und Gesamtwertung. Dass in seinem Opel Kadett C GT/R V8 nur ein schnell aus gebrauchten Teilen zusammengesteckter Ersatzmotor werkelt kann Holgers Tatendrang nicht bremsen. Jochen Stoll vervollständigt im Porsche 911 GT3 Cup das Podium der hubraumstärksten Klasse.

Zwei E2-Silhouetten-Fahrzeuge haben den Weg zum Schottenring gefunden. Die Auseinandersetzung zwischen Ralf Kroll im filigranen Silver Car S2 G Evo und dem mächtigen Audi R8 von Englands Keith Murray erinnert irgendwie an David und Goliath. Und auch am Schottenring gewinnt David. Ralf Kroll legt im Training und im ersten Race-Heat vor. Danach kann Keith Murray auch dank der Kraft seines 650 PS starken 2-Liter TFSI-Motors seinen Rückstand minimieren. Vor dem finalen Run beträgt dieser nur mehr 0,608 Sekunden. Doch in der letzten Auffahrt hat Keith Murray ein Problem, Ralf Krolls Sieg fällt dadurch überlegen aus.

Der Letztgenannte ist nach Holger Hovemann und Herbert Stolz Dritter der Gesamtwertung. Einen bärenstarken vierten Platz sichert sich in dieser Übung Michael Weber, auf der Gesamt-Fünf taucht mit Patrick Orth bereits der schnellste 2Liter-Vertreter auf.
Nachdem nun die wichtigsten Ereignisse des Auftaktes zu den KW Berg-Cups und zum NSU-Bergpokal geschildert sind, gilt es die Vorbereitungen für die Fahrt nach Eschdorf zu treffen. Auch wenn in Luxemburg wegen des bedauerlichen Todes von Großherzog Jean und der deshalb angeordneten Staatstrauer das Programm des „European Hill Race 2019“ stark komprimiert werden musste hoffe ich dennoch darauf, viele KW Berg-Cup Fans und Freunde dort zu sehen. Denn der Veranstalter „Union des Pilotes“, der von diesem Trauerfall genauso überrascht wurde wie wir alle, braucht gerade jetzt unsere Unterstützung und Solidarität.

 





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