Ja, so war es wirklich. Und das nicht nur auf den jeweiligen ersten Rängen, sondern auch tiefer in den Klassenfeldern. Akteure gab es am Pfingstwochenende in der Eifel reichlich, 164 Rennteilnehmer nahmen das Training auf, 163 den Wettbewerb, plus jeweils 30 GLP-Starter. Als goldrichtig erwies sich deshalb die Entscheidung der Verantwortlichen des EMSC Bitburg, den Beginn an beiden Tagen von 09:00 auf 8:00 Uhr vorzuverlegen, was in der Praxis fast minutiös eingehalten werden konnte. Dennoch dauerten aufgrund einiger Vorfälle die drei Trainingssitzungen bis etwa 18:30 Uhr, die ebenfalls drei Race-Heats gingen flotter vonstatten. Was zur wettertechnischen Punktlandung führte. Denn exakt mit dem Ende der Flower Ceremony, in deren Rahmen die auf den Rängen eins bis drei der Gesamtwertung platzierten Piloten im Startbereich kurz geehrt wurden, setzte so gegen 18 Uhr der Regen ein, der eigentlich für einen früheren Zeitpunkt vorhergesagt worden war. Genau deshalb gehörten 2019 in Wolsfeld neben den Livezeiten die Wetter- und Regenradar-Apps zu den meist aufgerufenen Infos. Reifenwechsel wurden nicht nötig, die Bedingungen waren jederzeit gut und gleichbleibend fair. Was wegen der vielen Starter leider nicht umgesetzt wurde war der Plan, die Renn-Startreihenfolge nach den Trainingszeiten zu gestalten, was das Spannungsbarometer sicher noch weiter nach oben hätte ausschlagen lassen.

Nach den Rahmenbedingungen nun zum sportlichen Verlauf, beginnend mit der Division I des KW Berg-Cups National. Robert Maslonka (VW Polo 86C) hat in der Eifel in seiner 1400er Abteilung der gemeinsam gewerteten Gruppen A/F/CTC fünf weitere Mitspieler, unter denen er sich Rang zwei sichert. Auch die Zweiliter dürfen sich über Starter satt (13 TN) freuen. Kai Neu heißt hier der Klassensieger, der nun vom Ford Escort wieder in den Focus 2.0 zurück gewechselt hat. Im Windschatten fliegt knapp dahinter das Renault Wiebe Megane Coupé von Markus Goldbach durch die Ziellichtschranken auf Platz zwei, es fehlen gerade mal 1,474 Sekunden auf den Gewinner. Aufsteigende Form beweist Martin Kraus, der sich mit seinem VW Polo G60 Position drei sichert.   

Spiel, Satz und Sieg im NSU-Bergpokal für Steffen Hofmann, der in allen Auffahrten schnellster Pilot der luftgekühlten Heckmotorfahrzeuge ist. Am Ende beträgt sein Siegervorsprung stolze 9,778 Sekunden. Den NSU-Bergpokal-Streckenrekord lässt er allerdings zumindest für ein weiteres Jahr im Besitz seines Teampartners Jörg Davidovic, der die Marke von 1:12,676 erst 2018 aufgestellt hatte. In seinem besten Run kommt Steffen bis auf 401 Tausendstelsekunden an diese Zeit heran. Dahinter geht es spannend zu, auch wenn einer der Mitfavoriten schon im ersten Übungslauf ausscheidet. Das ist Uwe Schindler, dessen Motor einen kapitalen Schaden erleidet. Auf Podestkurs liegen im ersten Heat Steffen Hofmann (P1), Andreas Reich (P2) und Thomas Krystofiak als Dritter. Dahinter beziehen Christoph Schwarz (P4) und Uwe Schäf (P5) Lauerposition, warten auf eine Chance zur Verbesserung. Diese tut sich für Christoph Schwarz auf, als Thomas Krystofiak langsamer wird, er aber seinerseits final eine persönliche Bestzeit hinlegen kann. Da auch bei Uwe Schäf im dritten Run der Wurm drin ist, heißt die End-Reihung: Sieg für Steffen Hofmann, Platz zwei an Andreas Reich und Rang drei für Christoph Schwarz, der damit seinen zweiten NSU-Bergpokal-Podiumsplatz feiern darf. Thomas Krystofiak bleibt Ehrenplatz vier, Fünfter und damit bester der neuen NSU-Klassikwertung wird Routinier Wolfgang Schwalbe vor Roman Szott.

 

Von den luft- zu den flüssigkeitsgekühlten Fahrzeugen der Gruppen H/FS/E1, wie immer beginnend mit der Abteilung bis 1150 Kubikzentimeter Hubraum. Drei 16-Ventiler VW Polo diktieren den Rhythmus der Probegalopps. Jürgen Schneider ist knapp schneller unterwegs als Youngster Tobi Mayer, Dritter im Bunde ist Walter Voigt. Zum Rennauftakt wendet sich das Blatt. Jürgen Schneider touchiert einen Reifenstapel, verliert etwas Zeit, ist nun Zweiter. Auch dahinter tut sich was. Jürgen Heßberger hat den Rost aus seinen persönlichen Sensoren geschüttelt, der sich in seiner durch einen heftigen Motorschaden ausgelösten, etwas mehr als einjährigen Abwesenheit dort angesammelt hatte, ist im Fiat 127 Sport Martini Racing Dritter. Im zweiten Run ist Motorenschmied Jürgen Schneider erneut im vollen Angriffsmodus unterwegs, saugt sich bis auf 0,260 Sekunden an Tobi Mayer heran. Der bleibt cool, antwortet im Finale mit der 1150er-Bestzeit des Wochenendes, sichert in 1:11,829 seinen zweiten Berg-Klassensieg ever ab. 0,714 Sekunden hinter ihm läuft Jürgen Schneider auf der Zwei ein, Dritter bleibt Jürgen Heßberger. Als Vierter ist Tobi Stegmann (Schneider Audi 50) zugleich bester 1,15-Liter KW 8V Trophy Teilnehmer, Klassenrang fünf geht an Walter Voigt.

Frech wie Oskar fährt Nils Abb mit seinem VW Schneider Polo 8-Ventiler sowohl im Training als auch im ersten Wertungslauf als Zweiter zwischen die Top-16V’s von Hansi Eller (P1/VW Minichberger Scirocco 1) und Altmeister Franz Weißdorn (P3) im Weißdorn Racing VW Polo. Da Franz unter keinen Umständen eine Wiederholung von Homburg 2016 möchte, wo ihm Nils den möglichen Klassensieg wegschnappte, dreht er seinerseits nun voll auf, springt auf Rang zwei nach oben. Damit ist auch schon die Stockerlbesetzung der 1400er Abteilung geklärt. Sieg für Hansi Eller vor Franz Weißdorn und Nils Abb. Rang vier ist die Angelegenheit von Frank Lohmann im 8-Ventiler VW Steilheck Polo, der Thomas Pröschel (P5/VW Schneider Corrado 16V) um sechs Zehntel hinter sich halten kann. Zu Nils Abb (8V-P1) und Frank Lohmann (8V-P2) steigt als Dritter der 1400er KW 8V-Trophy Wertung Karlheinz Meurer (VW Weißdorn Polo) mit auf das Podium der roten Startnummern. Rang vier geht in dieser Übung an Jasmin Markert, die in Wolsfeld mit ihrem VW Schneider Polo KW Berg-Cup Premiere feiert.

Die 1,6-Liter Toppiloten schenken sich schon am Übungssonntag auf der engen,  winkligen 1,64-Kilomter Strecke nix. Am Feierabend liegen Erwin Buck (TP1) im VW Spiess Scirocco, Andy Heindrichs (TP2) mit seinem Opel Wiebe Corsa 16V RR und Stefan Faulhaber (TP3/Opel Minichberger Kadett 16V) in einem Zeitfenster von nur 0,619 Sekunden zusammen. Über Nacht besucht die Defekthexe Stefans Kadett so nachhaltig, dass dieser am Renntag nicht mehr einsatzbereit ist. Das sprengt das im Training tonangebende Trio. Flugs füllt Toyota-Starlet-Treter Mikko Kataja die Lücke, er ist in Lauf eins Dritter hinter dem souverän aufgeigenden Erwin Buck (P1) und Andy Heindrichs (P2), setzt diesen sogar mächtig unter Druck. Nur im zweiten Heat kann sich Andy etwas Luft verschaffen. Die hat er auch bitter nötig, denn in Auffahrt drei zoomt sich der fliegende Finne Mikko wieder bis auf sechs Tausendstel an Andy heran. Die genannten Platzierungen haben Bestand, die Ehrenplätze beziehen Sarp Bilen (P4/VW Golf 2) und Francesco d’Acri, der neu auf einen Citroen Saxo vertraut. Die Frage nach dem KW 8V-Trophy Resultat stellt sich in dieser Klasse leider nicht. Zurzeit gibt es – warum auch immer – keine aktiven 1600er 8-Ventiler-Piloten.

In der Klasse bis 2000 Kubikzentimeter tummeln sich in Wolsfeld 33 Konkurrenten. Es hätten sogar noch zehn mehr sein können, aber anders als zum Beispiel in Eschdorf starten die Teilnehmer der Luxemburger Bergmeisterschaft – auch dieses Prädikat wurde an Wolsfeld vergeben – in der Eifel als geschlossene Gesellschaft unter sich. Die besten Fünf der Probegalopps trennen weniger als zwei Sekunden. Patrick Orth gibt im Gerent BMW E30 das Tempo vor. Auf TP2 folgt Björn Wiebe (+0,774 Sek.), 99 Hundertstel mehr als dieser benötigt Michi Bodenmüller (TP3/Opel Kadett C 16V)). Dicht dran sind auch Ralph Paulick (TP4/VW Golf 1 16V) und der schnellste 8-Ventiler. Das ist auf der Fünf Norbert Wimmer mit seinem BMW 2002. Reich an Abwechslung zeigt sich dann das Rennen. Betrachten wir gemeinsam die Entwicklung auf den Plätzen eins bis fünf. Der erste Führende ist Ralph Paulick vor Björn Wiebe (P2), Patrick Orth taucht auf der Drei auf, Michi Bodenmüller ist Vierter, Norbert Wimmer Fünfter. Im zweiten Run zieht Björn Wiebe das Tempo gewaltig an, die vorgelegten 1:05,250 bringen ihn an die Spitze. Auch Michi Bodenmüller gibt gewaltig Gas und ist in der Folge neuer Zweiter. Patrick Orth hält die dritte Position, Ralph Paulick ist nun Vierter, Norbert Wimmer krallt sich auf dem fünften Rang fest. Entschieden ist noch nichts, die Top-Vier liegen innerhalb von nur 1,339 Sekunden zusammen. Das kann ja heiter werden im finalen dritten Run. Björn Wiebe ist nicht bereit Zugeständnisse zu machen, mit 1:05,120 sichert er dem neuen Renault Clio BTCC den ersten Berg-Klassensieg. Björn ist der einzige 2-Liter-Fahrer, der zweimal unter 1:06 unterwegs ist. Auch Michi Bodenmüller behält seinen feinen zweiten Platz. Im Endspurt zieht Ralph Paulick auf die Drei vor, schiebt damit Patrick Orth auf die Vier zurück. Christian Dümler fängt mit 16-Ventil-Power Norbert Wimmer noch um 71 Tausendstel ab. Damit ist Christian Fünfter und Norbert Sechster. Rainer Schönborn feiert als Siebter mit seinem wunderschön wiederaufgebauten VW Golf 1 16V eine gelungene KW Berg-Cup Rückkehr. Roland Christall läuft auf der Acht ein. Dem voraus ging eine arbeitsreiche Nacht. Nach einem in der dritten Trainingsauffahrt erlittenen Radaufhängungsschaden am von einem Frank-Motor befeuerten Opel B Ascona müssen mühsam Teile beschafft werden. Deren Einbau ist erst um 04 Uhr morgens am Renntag fertig, der geholte Erfolg entschädigt für die Strapazen. Rang neun belegt Werner Weiß mit seinem Ford Escort RS 1800 BDA, Zehnter ist Egidio Pisano im Minichberger VW Golf 1. Bleibt noch der Blick auf die KW 8V-Trophy: Der Sieger heißt Norbert Wimmer, Platz zwei gehört Roland Christall, auf der Drei läuft Frank Brügge (VW Brügge Golf) ein. Danach folgen als Vierter Daniel Bayer (Opel Ziegler Kadett) und Alex Pleier (8V-P5), der ebenfalls auf ein Opel Kadett C Coupé vertraut.

Als Alleinunterhalter hält Sepp Koller die Dieselfahne hoch. Trotz einer rutschenden Kupplung setzt der 86-jährige KW Berg-Cup Senior bemerkenswert flotte Zeiten.

Die Benziner mit bis zu 3-Liter Hubraum sortieren sich früh. Von Anfang an ziehen an der Spitze Günter Göser (P1) im Opel Böhm Kadett C Coupé 16V und BMW-Mann Marcel Gapp (P2/M3 E36) relativ ungestört ihre Kreise. Im Training ist Lokalmatador Arno Billen (BMW M3 E36) noch Dritter, doch im ersten Race-Heat sieht er das Ziel nicht. Zwar kann er die restlichen Läufe fahren, wird aber nicht gewertet. Die Plätze drei und vier gehören den Webers (beide Audi 80 Quattro). Wobei Senior Michael vor seinem Junior Hauke im Ziel ist. Dicht hinter Hauke (+2,016 Sek.) folgt ein weiterer Junior als Fünfter. Das ist in der Opel Frank Kadett C Limousine Felix Bürker. Der gewinnt auch die KW 8V-Trophy Wertung seiner Klasse vor Rookie Nino Minuth im für 2019 neu aufgebauten Opel Kadett C Coupé.

Eine Klasse höher, über 3000 Kubik, wird Holger Hovemann mit seinem Opel Kadett GT/R V8 namens „Monschter“ im Sandwich von Mario Fuchs (P1/Mitsubishi Lancer Evo 9) und Eric Petrich (P3/BMW M3 E92 GT4) Zweiter.

Wie schon oft sind auch 2019 in Wolsfeld die Tourenwagen stark. Auf der 21 Starter umfassenden ersten Seite der Gesamtergebnisliste finden sich 14 davon, auch auf der Position des Siegers. Der Schweizer Ronnie Bratschi triumphiert im Mitsubishi Evo 8 EGMO vor dem Formel 3 Dallara F302 von ex-KW-Berg-Cup-Fahrer Christian Triebstein und dem schnellen Franzosen Anthony Loeuilleux (Tatuus Formula Master Honda). In der Tourenwagen-Wertung ist Björn Wiebe hinter Ronnie Bratschi und Mario Fuchs starker Dritter, Erwin Buck im 1600er Spiess Scirocco sensationeller Vierter und Michi Bodenmüller ausgezeichneter Fünfter.

Das Wolsfeld-Kurzfazit lautet: Es war ein tolles Wochenende in der Eifel. Der Verlauf verheißt höchste Spannung im Kampf um den KW Berg-Cup Gesamtsieg 2019. Die 2-Liter-Klasse hat sich jedenfalls an der Spitze ausgeglichen gezeigt. Ob sie einen neuen Seriensieger hervorbringt erscheint im Moment fraglich. Das könnte durchaus den regelmäßigen Frontrunnern der zahlenmäßig nicht so stark besetzten Klassen in die Hände spielen. Noch ist es für Prognosen etwas zu früh, aber wir werden an dem Thema ganz bestimmt dran bleiben.

Genauso wie ihr, liebe KW Berg-Cup und NSU-Bergpokal Fans und Freunde, hoffentlich am weiteren Verlauf der 32. KW Berg-Cup Saison, die ja schon am nächsten Wochenende (15./16.06.) mit dem 24. Int. ADAC Glasbachrennen im Süden Thüringens ihre Fortsetzung nimmt. Zwei Wochen später schlägt der Tross dann beim Ibergrennen (29./30.06.) auf. Wir vom Berg-Cup e.V. und die jeweiligen Rennveranstalter freuen uns jedenfalls sehr über jeden Besucher, der live vor Ort dabei ist.





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