Alles war noch offen. Vor dem vorletzten Rennen zum KW Berg-Cup Gruppe H in dessen Jubiläums-Saison 2012. In Oberösterreich fielen nun die ersten endgültigen Entscheidungen. Welche? Und wie heißen die Sieger? Etwas Geduld bitte, die folgenden Zeilen geben gleich darüber Auskunft. Alles begann in Ruhe, ganz ohne Stress. Zwei Trainingssitzungen am Samstag, beginnend um 13:00 Uhr, eine am Sonntagmorgen. Zwei Rennläufe á 3,2 Kilometer ab 12:30, Rennende kurz vor 16:00 Uhr! Gänsehaut-Feeling pur für die 151 Starter bei der finalen Rückführung. Tausende begeisterte Fans standen an der Strecke Spalier, spendeten Beifall, klatschten ab. Verdiente Glücksmomente als Ausgleich für eine lange, Anfang Mai beginnende, strapaziöse Saison.

Das Training begann trocken, ab der Hälfte des Feldes wurde es in der ersten Auffahrt nass. Regen unterschiedlicher Stärke begleitete den weiteren Samstag, am Sonntag gab es zum Beginn nur noch in den Waldpassagen einige wenige feuchte Flecken. Die schnell verschwanden, spätestens als die Sonne heraus kam und die Berg-Gemeinde mit ihren wärmenden Strahlen verwöhnte. Den Rest zum Rundum-Wohlfühl-Ambiente trugen die Fahrer bei, mit teils unglaublichen Leistungen und Zeiten.  

Leider nur zwei Starter in der 1150er Klasse. Von der Papierform her sollte es eine klare Angelegenheit für Thomas Stelberg im Schneider Polo 16V sein. Doch seit Osnabrück Anfang August ist er nicht mehr im Rennauto gesessen, an dem es noch dazu einige Veränderungen gab. So macht am Samstag Jörg Eberle, dessen neuer Motor immer besser zu gehen scheint, im 8-Ventiler Fiat 127 die Pace. Im letzten Probegalopp verkürzt Thomas den Abstand, aber Jörg bleibt im italienischen Renner weiterhin aufmüpfig und schnell. Bis zum Rennstart findet man im Team Schneider / Stelberg den richtigen Dreh, stellt Fahrer und Fahrzeug optimal auf den Wettbewerb ein. Prompt geht Thomas, der Kaufmann aus dem Bergischen Land, mit 1,1 Sekunden Vorsprung in Führung, baut diese im zweiten Heat aus und gewinnt zum zweiten Mal in dieser Saison nach Eschdorf seine Klasse.

12 Starter in der 1,4 Liter Abteilung. 1,4 Liter? Hat der Schreiberling dieser Zeilen am Vortag zu tief ins Glas geblickt? Mitnichten. Man übernimmt die in Österreich übliche Klasseneinteilung, die 1300er KW Berg-Cup Truppe geht mit einem satten 100 ccm Handicap ins Rennen, stellt sich der Herausforderung. Nach längerer Pause meldet sich Gerhard Moser mitsamt giftgrünem Polo 16V zurück. Verlernt haben beide nichts, markieren hochmotiviert bei ihrem „Heim-Grand-Prix“ die Pole-Position, eine Hundertstelsekunde vor Franz Weißdorn, dem wiederum Schwiegersohn Wolfi Glas im Minichberger Polo 16V dichtauf folgt, lediglich 9 weitere Hundertstel zurück. Die Moser-Brüder freuen sich diebisch, die mit Motorradzylinderköpfen bestückten Franz Weißdorn und Manfred Konrad (VW Corrado 16V) im Training hinter sich gelassen zu haben. Der Begriff „Mopedfahrer“ wird für sie geprägt. Die so Bezeichneten wollen das natürlich nicht auf sich sitzen lassen, sinnen auf Revanche, greifen im ersten Rennlauf bedingungslos an, stürmen an die Spitze. Franz Weißdorn (Polo 16V), Manfred Konrad und Gerhard Moser heißt nun der Stand der Dinge. Dahinter reihen sich Wolfgang Glas und Christoph Bauer im 8-Ventiler Polo ein, der nach seiner Babypause erstmals wieder bei einem Bergrennen startet. Sein im August geborener Junior Maxl schnupperte bereits bei der Niederbayern-Rallye erste Motorsportluft, ist auch in St. Agatha im Fahrerlager dabei. Unter Aufsicht und Betreuung von Mama Steffi und einiger CK Racing-Girls. Im zweiten Heat zieht die „Moped-Gang“ an der Spitze das Tempo nochmals an, hält die Platzierungen. Gerhard Moser bleibt trotz höherem Top-Speed im Ziel 1,77 Sekunden hinter seiner Zeit aus dem ersten Durchgang zurück, rettet mit 7 Hundertstelsekunden Vorsprung Platz drei vor dem heranstürmenden Wolfi Glas. Österreichs Gerhard Schermann verhindert im Suzuki Swift Kit-Car den totalen Durchmarsch der KW Berg-Cup Mannschaft. Schiebt sich knapp an Christoph Bauer vorbei, der sich auf Klassenrang sechs den Siegerpokal in der 1300er KW 8V-Trophy sichert. Klassengewinner Franz Weißdorn wittert nach Saisonerfolg Nummer drei nun Morgenluft. Und stellt beim Abendessen auf dem Bierdeckel erste Hochrechnungen in Sachen Sieg in der Berg-Cup Division I an.

Hoffentlich hat er dabei an Hans Paulitsch aus der 1600er Klasse gedacht. Denn der stürmt mit Siebenmeilenstiefeln mit seinem Minichberger Scirocco 16V Richtung Spitze der Divisions-Tabelle. Am Samstag sieht es allerdings so aus, als ob ein zweiter Rang in St. Agatha das für ihn maximal Erreichbare sein würde. Denn ein völlig entfesselt auffahrender Manuel Michalko sorgt im Citroen Saxo für die Bestzeiten. Fliegt im Nassen der auf Regenreifen setzenden Konkurrenz auf Slicks pro Lauf um 5 Sekunden und mehr auf und davon. Erst am Sonntag kann Hans Paulitsch die Hackordnung wieder herstellen, setzt mit 1:24,218 die schnellste 1,6 Liter Trainingszeit. Manuel Michalko ist nun 0,79 Sekunden zurück Zweiter vor Norbert Strasser jun. im Toyota Corolla AE86. Das Renntempo liegt noch höher, die beiden an der Spitze schenken sich nichts. Schlussendlich gewinnt Hans Paulitsch mit exakt einer Sekunde Vorsprung vor Manuel Michalko, der dritte Podiumsplatz geht an Norbert Strasser jun., die Ehrenplätze an Werner Heindrichs im Veytal Corsa (P4), Helmut Maier (P5), der mit Gewöhnungsproblemen an neue Vorderachsteile am Spiess Golf 16V mehr kämpft als mit seinen Gegnern, und Manfred Schulte im Citroen AX Kit-Car als Sechstem.

Absoluter Brennpunkt des Geschehens ist – einmal mehr – die 2-Liter Klasse. 38 Starter nehmen das Training auf. Darunter die beiden Top-Favoriten auf den KW Berg-Cup Gesamtsieg 2012: Herausforderer Sebastian Schmitt im Gerent Kadett 16V und Titelverteidiger Hansi Eller im Scirocco 16V von Team-Partner Mario Minichberger. Basti Schmitt könnte den ganz großen Erfolg bereits in St. Agatha einfahren. Dazu muss er mindestens 98,63 Berg-Cup Zähler holen, Platz vier würde reichen. Aber es mangelt nicht an Gegnern. Heiß auf den 2-Liter Sieg sind die üblichen Verdächtigen. Hansi Eller zum Beispiel. Genauso natürlich Roman Sonderbauer, Peter Naumann und Jörg Weidinger, der wieder im Rottenberger BMW 320i STW sitzt. Sie alle konnten in diesem Jahr schon Klassenerfolge feiern. Dazu die österreichische Elite, mit Andreas Marko im ex-STW Audi A4 Quattro als Speerspitze und Diethard Sternad (Alfa Romeo 156 STW) als Adjutant. Auf nasser Piste demonstriert Andi Marko die Vorzüge seines Allradantriebes. Aber bereits in der zweiten Auffahrt kommt ihm Jörg Weidinger beachtlich nahe. Am Sonntagmorgen, im finalen Trainingslauf, rückt der BMW Fahrwerksingenieur die Verhältnisse gerade, legt 1:20,612 auf das noch kühle Renn-Parkett, markiert damit die Top-Zeit, 1,72 Sekunden vor Marko. Diesem folgt ein Pulk, der mit ihm innerhalb von 1,03 Sekunden zusammen liegt. In diesem befinden sich die Herrschaften Hansi Eller, Markus Reich (VW Golf II 16V), Roman Sonderbauer (Risse Kadett 16V) und Peter Naumann im aufgeladenen VW Polo 1.4 Super Charger. Direkt hinter diesem D-Zug, auf Position sieben, platziert Norbert Wimmer seinen BMW 2002 als schnellsten 8-Ventiler. Und Titel-Aspirant Sebastian Schmitt? Am Samstag ist er gemächlich unterwegs, inspiziert lediglich die Strecke. „Weil es ja morgen eh trocken ist. Also bringt das Regentraining nichts.“ Am Sonntag warten alle gespannt auf seine erste „echte“ Zeit. Plötzlich helle Aufregung. Als Basti auf der Strecke ist, wird das Training unterbrochen. „Die Startnummer 307, Sebastian Schmitt, ist mit einem technischen Problem stehen geblieben“ wird gemeldet. Bald ist klar: Der Auspuffkrümmer ist gerissen, Basti hat sicherheitshalber den Motor abgestellt. Bis zum Rennstart bleiben noch 90 Minuten. Die Zeit reicht zur Reparatur, der Krümmer wird geschweißt, Sebastian bleibt gelassen, zeigt keine Nerven. Dann kommt die Stunde der Wahrheit, in Lauf eins müssen die Karten aufgedeckt werden. Sebastian unterbietet als erster 2-Liter Pilot an diesem Wochenende die 1:20er Marke um 19 Hundertstelsekunden. Er führt vor Peter Naumann, Hansi Eller, Markus Reich und Roman Sonderbauer. Dann ist der Trainingsschnellste dran, Jörg Weidinger. Sein Start misslingt, nur zögerlich setzt sich der ex-STW BMW in Bewegung. Trotzdem holt Jörg mit 1:19,442 die Bestzeit. Nach den KW Berg-Cup Recken gehen die Österreicher auf die Bahn. Diethard Sternad reiht sich hinter Roman Sonderbauer ein. Als letzter Teilnehmer der Klasse katapultiert sich Andreas Marko mit einem Bombenstart auf die Strecke. Die Spannung im Umfeld ist zu spüren, ja zu greifen. Die Uhr bleibt bei 1:20,040 stehen – Rang drei. Rückführung, dann der große Showdown. Sebastian Schmitt wird noch einmal schneller, fährt 1:19,411. Jörg Weidinger kommt diesmal besser von der Linie, aber es ist noch immer nicht optimal. Auf den folgenden 3,2 Kilometern holt er alles aus sich und dem weißblauen ex-Rundstreckenauto heraus, erzielt unglaubliche 1:18,836. Das muss der Sieg sein. Wenn, ja wenn nicht Andreas Marko eine Fabelzeit gelingt. Wieder legt dieser furios los, drückt seine persönliche Bestmarke nach unten, auf 1:19,941. Aber es reicht nicht. Jörg Weidinger gewinnt, 1,114 Sekunden vor Sebastian Schmitt, weitere 0,589 Sekunden zurück folgt Andreas Marko als bester Österreicher. Die weitere Reihung lautet: Peter Naumann (P4), Hansi Eller (P5), Markus Reich (P6) und Andreas Sternad (P7), der noch um winzige 0,173 Sekunden an Roman Sonderbauer (P8) vorbei schlüpft, dem auf die Windschutzscheibe austretendes Kühlwasser die Sicht nimmt. Die Top-Ten komplettieren Norbert Wimmer (P9, schnellster 8-Ventiler) und Roland Eder im VW Golf 16V. In der 2-Liter KW 8V-Trophy holt sich Stefan Faulhaber im Briegel Kadett Platz zwei vor Rückkehrer Bernd Ehrle im verbesserten Opel Kadett. Die Pokale für Rang vier und fünf gehen an Golf Pilot Christian Dümler und Bernhard Lang im Ford Escort RS 2000 Spezial. Seinen Klassensieg widmet Jörg Weidinger unserem unvergessenen Georg Plasa, dessen schier unerschöpfliches technisches Know-How auch in den Rottenberger-BMW beim Umfunktionieren vom Rundstreckenauto zum perfekten Bergrenner eingeflossen ist. Nach Dieters Plänen hätte – da er selbst zum St. Agatha Termin wegen der Hausmesse seines Arbeitgebers regelmäßig verhindert ist – Georg eines Tages den 320i STW in Österreich an seiner Stelle fahren sollen. Und Jörg ist sich absolut sicher „Georg wäre an diese Aufgabe genauso ernsthaft wie ich heran gegangen und hätte das selbe gute Ergebnis abgeliefert. Darum gehört dieser Erfolg ihm.“

Eine Klasse höher führt Manfred Kronlachner erstmals seinen neu aufgebauten Toyota MR 2 Turbo auf einer Bergrennstrecke aus und beendet die Premiere auf Position dreizehn. Das Tourenwagengesamtklassement gewinnt Erich Edlinger im BMW 320 IRL der Gruppe E2-SH. Auf Rang zwei läuft Porsche 911 GT2 RSR Pilot Herbert Pregartner ein, Dritter wird Felix Pailer im Lancia Delta Integrale. Dahinter folgen bereits die schnellsten 2-Liter Gruppe H Tourenwagen mit Jörg Weidinger, Sebastian Schmitt und Andreas Marko. Der Rückstand von Jörg auf „Pailix“ beträgt nach 2 Läufen nur 0,625 Sekunden. Das erwähnte Trio hält PS-Protze wie den Subaru Impreza EVO II von Mike Jelinek und den großvolumigen Opel Omega von Roland Luger hinter sich.

In der 25. Saison des KW Berg-Cups Gruppe H sind beim Gastspiel in Österreich wichtige Entscheidungen gefallen. Mit einem dritten und zwei zweiten Plätzen sowie mit den Klassensiegen in Wolsfeld, am Iberg, am Hauenstein, in Oberhallau und in Unterfranken fährt der 28-jährige selbständige Meister für Heizungsbau und Gas- Wasserinstallation Sebastian Schmitt im Gerent Kadett 16V zu seinem bisher größten Triumph, zum Divisions- und Gesamtsieg im KW Berg-Cup Gruppe H. Dazu steht der aus der Rhön stammende Wahl-Düsseldorfer vor dem Gewinn des DMSB Bergpokals der Tourenwagen. Auch Platz zwei der Divisions- und Gesamtwertung ist fest zementiert. Hansi Eller und Mario Minichberger können in Mickhausen nicht mehr von dieser Position verdrängt werden. Sie stehen bei der KW Berg-Cup Meisterfeier am 03. November im Schwarzwald zum vierten Mal in Folge auf dem Podest des Rankings „Over All“. Norbert Wimmer gewinnt die KW 8V-Trophy im BMW 2002 zum drittenmal hintereinander und darf die „Pokale Pilsner Trophy“ nach der Siegerehrung endgültig in seinen Pokalschrank stellen. Wer zu Norbert auf das Siegerpodest steigt wird erst in Mickhausen geklärt. Genauso wie der Ausgang der Rookie-Wertung, in der der Endspurt zwischen Christian Dümler und Harald Ludwig statt finden wird. Der KW Berg-Cup Youngster 2012 ist Patrick Orth im BMW 320iS vor Beatrice Flik, Platz drei ist noch vakant. Völlig offen ist nach wie vor der Ausgang in der Division I. Die Top-Favoriten sind Manfred Konrad, Franz Weißdorn und Hans Paulitsch.

Wie heißt es doch immer? Genau, zusammengezählt wird ganz zum Schluss. Ganz zum Schluss, das heißt beim glanz- und stimmungsvollen Berg-Oktoberfest am 6. und 7. Okt. in Mickhausen, in der Nähe von Augsburg. Dort können wir alle live mit erleben, ob die Divisions-Bierdeckel-Hochrechnung von Franz Weißdorn in seinem Sinne aufgeht. Bis dann – ich freue mich darauf. Und wie!





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