Vor 20.000 Fans fiel im österreichischen St. Agatha die Entscheidung in der Division 2 und in der Gesamtwertung. Der Gewinner der Division 1 sowie der erfolgreichste Youngster werden aber erst beim großen Berg-Cup Finale in Mickhausen ermittelt.

Eine unglaubliche Kulisse bot sich den Berg-Cup Akteuren in Oberösterreich. Kaiserwetter, über 20.000 begeisterte Fans, beste Bedingungen, knapp 190 hochkarätige Teilnehmer aus sechs Nationen, spannungsgeladene Rennen auf flüssigen 3,2 Kilometern. Kurzum, ein vom MSC Rottenegg bestens in Szene gesetztes, Laune machendes Bergrenn-Event der Spitzenklasse. Das die Fahrer zu Höchstleistungen anspornte, mit teilweise ultraknappen Entscheidungen in den einzelnen Klassen. Für zusätzliche Würze sorgten die Prädikate österreichische und tschechische Bergmeisterschaft mit ihren hochkarätigen Startern. Und nicht nur den Siegern werden die Rückführungen durch das Spalier der Zuschauermassen in bester Erinnerung bleiben.

Bei den 1150ern war es noch eine relativ klare Angelegenheit. St. Agatha Neuling Tobias Stegmann belohnte sich für seine weite Anreise aus der Nähe von Göttingen selbst, trieb den weißen Schneider Audi 50 8V zur Trainingsbestzeit und zum Klassensieg. Rang 2 für Jörg Eberle (Fiat 127 Sturm Evo 8V), dem Thomas Stelberg im Schneider Polo 16V bis zum Rennende noch bedrohlich nahe kam. Der Kaufmann aus dem Bergischen Land hätte vielleicht noch etwas mehr als die zwei ausgeschriebenen und durchgeführten Wertungsläufe gebraucht, um sich auf dem Siegerpodest noch weiter nach oben zu fahren.

In der 1,3 Liter Klasse musste Franz Weißdorn nach seinem kapitalen Motorschaden von Unterfranken passen. Er war aber vor Ort und schmiedet bereits konkrete Pläne für den Neuaufbau seines Polo-Renntriebwerkes. Das Trainingsgeschehen diktierte Lokalmatador Gerhard Moser im giftgrünen Polo 16V, setzte dabei die Umbauten am Fahrwerk in schnelle Zeiten um. Markus Spöri (Suzuki Swift 16V), Wolfgang Glas, André Stelberg und Manfred Konrad, der mit technischen Problemen am bärenstarken VW Corrado 16V haderte, folgten auf den weiteren Plätzen. Im Rennen überschlagen sich dann plötzlich die Ereignisse. Gerhard Moser fehlt unmittelbar nach dem Start zum 1. Run der Vortrieb, der „Pole-Setter“ rollt hilflos aus. Youngster André Stelberg stürmt im Schneider Polo 16V an die Spitze, knapp vor Wolfgang Glas und Manfred Konrad, dem die Moser-Truppe über Nacht eine neue Motoraufhängung gebaut hat. Im 2. Heat fährt Manfred Konrad die schnellste 1300er Einzellaufzeit des Wochenendes, kommt noch bis auf 0,051 Sekunden an Sieger André Stelberg heran. Der kann sich als bester St. Agatha Berg-Cup Junior über zusätzliche 100,-- € Taschengeld für seinen Kurzurlaub bis Mickhausen freuen. Wolfi Glas wird im Minichberger Polo 16V solider Dritter. Helmut Götzl (EMP Polo) sichert sich auf P5 der Klasse die 8-Ventiler Wertung. Vor Christoph Bauer aus Büchlberg, dessen Tuner Helmut Greineder das Polo-Triebwerk nach dem Unterfranken-Kolbendefekt pünktlich bis zum Freitagabend vor dem Rennen wieder instand setzte.

Die „österreichische Spezialität“ der 1400er Klasse sicherte sich Thomas Strasser jun. (VW Polo 16V) vor den beiden Suzuki Swift Piloten Gerhard Millauer und Gerhard Schermann.

Spannungsgeladen präsentierten sich die 1600er bereits im Training, mehrmals wechselten die Spitzenpositionen. Letztendlich sorgte Citroen Saxo Pilot Manuel Michalko für die schnellste Zeit, dahinter reihten sich Hans Paulitsch, Norbert Strasser jun., Helmut Maier und Tobias Auchter ein. Im Rennen machte der Vorarlberger Hans Paulitsch keine Zugeständnisse mehr, zog im Minichberger Scirocco alle Register, knallte in beiden Läufen die schnellsten Zeiten auf die Piste und gewann 0,542 Sekunden vor Manuel Michalko. Norbert Strasser jun. sicherte sich mit seinem Toyota Corolla AE86 P3. Der Passauer Helmut Maier, dem im Spiess Golf 16V für dieses Mal das letzte Vertrauen in den schnellen Kurven fehlte, und Tobias Auchter (Corsa A GSi 16V) komplettierten die Top-Fünf. Schnellster (und leider auch einziger) 1600er 8-Ventiler Pilot war der Allgäuer Kfz.-Meister Jürgen Seitz im Ford Escort MK III auf Position 12.

Wer auch immer das imaginäre Drehbuch für die 2-Liter Klasse schreibt und dort die Regie führt, er ist ein Meister seines Faches und immer für Überraschungen gut. Dieses Mal brachte er eine völlig neue Komponente ins Spiel. Geschickt nutzte er die gemeinsame Wertung der Gruppen GT, E1 OSK, H OSK & H (DMSB), um zwei ultraflache Flundern namens Lotus WR in die Klasse 18 zu schmuggeln. Nicht minder geschickt allerdings deren tschechische Piloten, die sich im Training vornehm zurück hielten. Und so die Bestzeiten Local-Hero Andreas Marko und Basti Schmitt überließen. Hinter dem Audi A4 STW Quattro und dem Gerent Kadett 16V reihten sich Hansi Eller, Lotus Pilot Vladimir Vitver und Dirk Preisser ein. Mit den üblichen Minimalabständen natürlich. Das Rennen am Sonntagnachmittag entwickelt sich zum schnellsten 2-Liter Wettbewerb, den St. Agatha je erlebt hat, die Top-Fahrer stoßen in neue Zeitregionen vor. Vladimir Vitver erzielt sensationelle 1:20,274 und führt. Doch auch für Dirk Preissers Frank Kadett und den aufgeladenen Polo von Peter Naumann bleiben die Uhren unter der 1:21er Marke stehen! Es folgen Andreas Marko, Sebastian Schmitt und Hansi Eller. Alles wartet im 2. Durchgang auf den Generalangriff von Andi Marko. Der endet mit 1:20,997. Zu wenig, um auf das Siegerpodest zu fahren, es bleibt bei P4. Vitver sichert mit einer weiteren Superzeit den Klassensieg ab. Peter Naumann bestätigt seine tadellose Leistung aus dem 1. Run, fühlt sich im Polo ganz offensichtlich pudelwohl und wird als Klassenzweiter bester „Nicht-Exote“ und schnellster Fahrer eines DMSB Gruppe H Autos. Hansi Eller treibt den Minichberger Scirocco in 1:20,643 auf Schlussrang drei. Und sichert sich und seinem Teampartner Mario Minichberger damit den totalen Triumph. Sieg in der Division 2 und in der Gesamtwertung des KW Berg-Cups 2011, gleich im Premierenjahr des neuen, silbergrauen Renners. Übrigens: Die Plätze 2 bis 6 sind lediglich durch die Winzigkeit von 0,327 Sekunden getrennt, die Entscheidungen fielen im Tausendstelbereich! Die Ränge 5 bis 10 gehen an Sebastian Schmitt, Dirk Preisser, Michael Auer (VW Scirocco GTR), Jan Cermak (Lotus WR), Markus Reich (VW Golf 16V) und Michael Wels im 16-Ventiler Ledinegg Scirocco. Die KW 8V-Trophy Wertung bei den 2-Litern holt sich Walter Terler im Opel Kadett vor Roland Christall (Opel Ascona B) und Hans-Dieter Seitz im Ford Escort RS 2000. Golfer Guido Peter wird 4., der BMW 2002 von Norbert Wimmer, der im Training und im 1. Wertungslauf die Nase vorne hatte, spielt im 2. Run nicht mehr mit und quittiert aus ungeklärter Ursache den Dienst.

Die Geschichte der weiteren Tourenwagenklassen ist schnell erzählt. Die „Überliter“ werden eine sichere Beute von Dan Michl im Opel Michl 2.8 mit V8 Triebwerk und zwei Hayabusa Zylinderköpfen. Auf den Ehrenplätzen zwei „Klassiker“: Felix Pailer hält mit seinem breiten Lancia Integrale den Ford Gabat Escort Cosworth von Alexander Strobl in Schach. Berg-Cup Mann Bernhard Permetinger schafft im BMW M3 Platz sieben.

Die Silhouetten-Fahrzeuge der Gruppe E2-SH sind in zwei Hubraumklassen unterteilt. Die bis 2-Liter gewinnt Georg Pacher im PRC mit Steyr-Puch Design. Der Schweizer Polo Pilot Martin Bürki und Richard Rein (Ford Capri) steigen als 2. und 3. mit auf das Siegerpodest. Stefan Grünig bringt seinen VW Golf auf P4 ins Ziel.

Erich Edlinger im BMW 320 mit „Big-Block“ Chevy-Motor aus der IRL heißt der Sieger bei den Boliden mit mehr als 2-Liter Hubraum. Herbert Stolz (Porsche 935 DP II) und „Lancisti“ Norbert Handa duellieren sich um die Ehrenplätze. 1,05 Sekunden geben den Ausschlag zugunsten des Zuffenhausener Sechszylinders.

Alle Augen richten sich nun nach Mickhausen. Im bayerischen Schwabenland, 45 Kilometer südwestlich von Augsburg, ist alles für ein Mega-Berg-Finale angerichtet.
235 akzeptierte Nennungen, darunter die Creme de la Creme des europäischen Bergrennsports mit Europameister Simone Faggioli im Werks-Osella FA 30 Zytek an der Spitze, garantieren Action und Spannung pur mit Gänsehautfeeling.

Dazu wird auch die Truppe des KW Berg-Cups Gruppe H beitragen. Denn noch sind längst nicht alle Entscheidungen gefallen. Drei Fahrer kommen für den Sieg in der Division 1 in Frage. Sie heißen Manfred Konrad, André Stelberg und Hans Paulitsch. Wobei der letztgenannte mit der Bürde ins Rennen geht, unbedingt ein Top-Ergebnis einfahren zu müssen. Etwas entspannter ist die Situation bei Manfred Konrad und vor allem bei André Stelberg, der in allen bisherigen Berg-Cup Events hoch gepunktet hat. Zumindest rechnerisch haben Neueinsteiger Markus Spöri und Urgestein Helmut Maier noch Chancen auf den letzten Podestplatz.

Die Division 2 ist entschieden. Zumindest was die Sieger angeht. Hansi Eller und Mario Minichberger im Minichberger Scirocco 16V. Ihnen genügten die Punkte aus 8 Rennen, um sich uneinholbar an die Spitze zu setzen. Um die restlichen Stockerlpositionen wird es ein ultraenges Finish geben. Zwischen Dirk Preisser, Dieter Rottenberger und Peter Naumann. Ausgang ungewiss.

Ähnlich die Situation in der Gesamtwertung. Hoffnungen auf die Siegerkränze in Silber und Bronze dürfen neben den Podiumskandidaten der Division 2 auch noch Manfred Konrad und Hans Paulitsch hegen.

In Unterfranken bereits brachte das BMW 2002 Team Norbert Wimmer/Christian Auer die KW 8V-Trophy unter Dach und Fach. Auch der 2. steht fest: Michael Rauch im Briegel-Kadett. Im Brennpunkt steht noch Platz drei. Wenn Helmut Götzl ein weiteres Spitzenresultat gelingt, hat er die besten Karten in der Hand. Bemüht man den Rechenschieber, so stellt sich heraus, dass auch Stefanie Deutsch/Tobias Stegmann, Bernd Deutsch und Manfred Köbele zum Kreis der Anwärter gehören. Allerdings wurde Manfreds Kadett in St. Agatha beschädigt. Ob er in Mickhausen teilnehmen kann ist zurzeit offen.

Eine ganz enge Kiste wird die Youngster Wertung. Wer alles auf das Podest steigt steht fest. Die Verteilung der Erfolgsstufen wird allerdings erst der Rennverlauf in Mickhausen vornehmen. Also noch ein guter Grund mehr für André Stelberg, Vorjahressieger Marco Fink und Björn Wiebe, beim Finale hochmotiviert nochmals alles zu geben.

Der Rookie des Jahres fährt einen schwarzen Suzuki Swift Gti 16V 4WD, kommt aus Freiamt und heißt Markus Spöri. Das ist bekannt. Aber wer begleitet ihn bei der Siegerehrung am 29. Oktober auf das Stockerl? Den Kreis der Kandidaten bilden Stefan Grünig aus der Schweiz, Bea Flik und Patrick Orth. Und auch hier wird es aller Voraussicht nach ultraknapp werden.

Also, wer die Reise nach Mickhausen wirklich noch nicht fest geplant haben sollte, für den gibt es nur eine einzige Devise: Alle anderen Termine am kommenden Wochenende sofort canceln! Um dabei zu sein beim großen Finale der europäischen Bergelite und des KW Berg-Cups der Gruppe H. Infos dazu gibt es unter www.berg-cup.de und www.asc-bobingen.de. Auf geht’s, wir sehen uns in Mickhausen!





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