Spannend war es in der Südeifel auf alle Fälle. Denn das „54. Wolsfelder ADAC / EMSC Bergrennen“ bot an den beiden Pfingsttagen actiongeladenen Bergrennsport mit vielen Positionswechseln und teils knappen Entscheidungen, die häufig erst im letzten Heat fielen. Und das nicht nur in den einzelnen Klassen, sondern auch im Gesamt-Ranking. Sowohl am Sonntag als auch am Montag konnten die jeweils drei vorgesehenen Auffahrten durchgezogen werden. Feierabend auf der 1,64 Kilometer kurzen, engen Sprintpiste gab es dabei allerdings immer erst nach 18:30 Uhr. Am Übungssonntag verzögerten diverse technische Probleme im Streckenumfeld den Ablauf. Dazu gesellte sich so gegen 10 Uhr ein heftiger, an Schotten erinnernder Graupelschauer, der eine Reifenwechselpause nötig machte. Im auf feuchter Bahn begonnenen Rennen selbst sorgte dann die Summe vieler kleinerer Vorfälle im 121 Teilnehmer starken Berg-Racer Feld für das relativ späte Rennende. Noch in Run eins trocknete das Geläuf auf, ab der 1400er KW Berg-Cup Klasse konnten Slicks aufgezogen werden. Von da an spielte das berühmt-berüchtigte Eifelwetter keine Streiche mehr. Es war zwar kühl, aber von oben blieb es stets trocken. Was dem veranstaltenden EMSC Bitburg, der am Sonntagabend im Festzelt wieder seinen traditionellen Sommernachtsball in Szene setzte, auch erfreulich viele Zuschauer bescherte.
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Die Fotogalerie vom European Hill Race Eschdorf 2016 ist hier verfügbar.
Das hat uns das Vorjahr superdeutlich bewiesen. Als Egidio Pisano mit seinem 2-Liter Minichberger Golf 16V die Gesamtwertung gewann. Vor Ralph Paulick (VW Golf) und André Stelberg im VW Corrado 16V. Und das beste Rennsportfahrzeug erst auf Gesamtrang 17 auftauchte. Na gut, das Wetter hatte da mitgemischt, aber Jungs wie Bruno Ianiello im Lancia Delta S4 sind auch im Trockenen auf der 1,64 Kilometer kurzen Sprintstrecke mit dem engen Layout nur sehr schwer zu knacken. Ganz egal, mit welchem fahrbaren Untersatz man dagegen antritt.
Und „Raketen Bruno“ ist natürlich auch 2016 in der Eifel wieder mit von der Partie, gehört zu den 139 Teilnehmern des Rennfeldes. Für das am Pfingstsonntag (15.05.) drei Auffahrten zum Üben angesetzt sind, bei gutem Verlauf vielleicht auch mehr. Am Pfingstmontag (16.06.) stehen dann 3 Rennläufe auf dem Programm. Deren Zeiten – im Gegensatz zum Event im luxemburgischen Eschdorf am letzten Wochenende – wieder wie gewohnt zusammengezählt werden. Und damit neben hohem Speed auch Zuverlässigkeit und taktisches Gespür fordern.
In dieser Übung versuchen sich in Wolsfeld 57 Berg-Cup e.V. Mitglieder. Das sind beeindruckende 41% des Rennfeldes. Sie treffen auf die Starter aus der Deutschen und der Luxemburger Bergmeisterschaft, dazu auf eine Gruppe sporadischer Berg-Racer und einige Eifelsprint-Neulinge. Sie bescheren den Klassen des KW Berg-Cups interessante und hochkarätige Gaststarter. So wie zum Beispiel Egidio Pisano mit dem Minichberger Golf 16V in der Abteilung bis 2000 Kubikzentimeter. Oder Keith Murray im Audi 80 Quattro Turbo (bis 3000 ccm). Für den das Wolsfelder Kurvenlabyrinth genauso Neuland ist wie für den PS gewaltigen Audi S1 Quattro (über 3000 ccm) von Keith Edwards. Der sich im direkten Duell der beiden aus der „guten alten“ Gruppe B Rallyezeit stammenden Boliden mit Streckenintimus Bruno Ianiello auseinandersetzen muss. Dazu mit Norbert Handa, der mitsamt seinem Lancia Delta Integrale Evo in Eschdorf einen bärenstarken Eindruck vermittelte. Bei den E2-Silhouetten Rennern gibt sich Christoph Lampert im TracKing RC01 die Ehre. Dabei wird der Gaststarter auch sein jetzt auf „VW Brügge Golf II 16V“ umgetauftes ex-Auto wiedersehen, das an Pfingsten von Frank Brügge pilotiert wird. Christoph Lampert wurde als 1600er E2-SH Einzelstarter mit den nächsthöheren Klassen zusammengelegt. Und trifft so auf einen weit angereisten Teilnehmer: Auf den Rallye-Cross erfahrenen Mike Manning aus Wales, dessen Allrad angetriebener 2-Liter Ford Puma Turbo 650 PS entwickelt, gekoppelt mit einem satten Drehmoment. Verinnerlicht sich Mike die rasche Folge der engen Kurven schnell, könnte er zum echten Prüfstein der etablierten Wolsfeld-Experten avancieren. Was durchaus auch auf seine Insel-Kumpels Keith Edwards und Keith Murray zutrifft.
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Krasse Gegensätze zum KW Berg-Cup Auftakt in Schotten vor 14 Tagen. Die Sonne verwöhnt das Bergrennvölkchen am 6. und 7. Mai mit angenehmen Temperaturen, die flüssige, sehr breite 1,85 Kilometer Strecke im Großherzogtum Luxemburg ist stets trocken. Ein kurzer Regenschauer über Nacht stört da nicht, eher reinigt er die Piste. „Die mir nach der Neuasphaltierung Mitte des letzten Jahres noch etwas rutschig erscheint und keine exakten Rückmeldungen über den Grip vermittelt“ erzählt uns Thomas Stelberg. Seine Ansicht teilen viele Fahrerkollegen. Dennoch können mit stets pünktlichem Beginn an beiden Tagen alle drei geplanten Läufe vor erfreulich vielen Zuschauern gefahren werden, am Sonntag sind so gegen 16:30 Uhr die Tourenwagen durch und haben Feierabend. Das Fahrerlager füllt sich früh, viele nutzen den freien Donnerstag zur Anfahrt und als Auftakt in ein langes Wochenende. Die 153 Fahrer kommen mitsamt Tross und Equipment gut unter, die Stimmung ist bestens. Etwas mehr als ein Drittel des Teilnehmerfeldes steuert der Berg-Cup e.V. mit seinen zwei Rennserien KW Berg-Cup und NSU-Bergpokal bei. Traditionell ist der Anteil der Rennsportfahrzeuge beim „European Hill Race“ hoch, 40 davon haben den Weg nach Eschdorf gefunden, die Besetzung ist wie bei den Autos mit Dach international und hochkarätig.
Neben dem Wetter gibt es einen weiteren gravierenden Unterschied, eine Spezialität des Gastgeberlandes sozusagen: Von den drei gefahrenen Rennläufen wird lediglich der schnellste zur Wertung herangezogen, was in den anderen Auffahrten geschieht spielt keine Rolle. Aber ein Schuss muss eben sitzen, muss die Ziellichtschranke so früh wie möglich auslösen. Taktik und Zuverlässigkeit treten da in den Hintergrund, gefragt sind Sprinterqualitäten und purer Speed. Der Kick daran ist, dass sich bis zum Schluss niemand seiner Sache so richtig sicher sein kann. Selbst dann nicht, wenn er im ersten Heat eine Fabelzeit in den Asphalt gebrannt haben sollte. Wie die KW Berg-Cup’ler mit der für sie relativ ungewohnten Situation umgegangen sind, das wollen wir uns nun in Ruhe gemeinsam anschauen. Wie immer Klasse für Klasse, in exakt der Reihenfolge, in der bei den Rennen gestartet wird.
Also betrachten wir zuerst den NSU-Bergpokal, in dem sich Steffen Hofmann die imaginäre Pole-Position sichert. Auch ein Dreher eingangs der Zielkurve während der zweiten Übungs-Auffahrt kann den ex-Moto-Crosser nicht einbremsen. Verglichen mit seinen anderen erzielten Zeiten kostet ihn der Vorfall samt nötig gewordenem Wendemanöver maximal 9 Sekunden! Acht Zehntel zurück markiert Karsten Steinert die zweitschnellste Zeit, Dritter ist Schotten-Sieger Uwe Schindler. Den ersten Race-Heat sichert sich Karsten Steinert (P1), in seinem Windschatten folgt, ganze 73 Tausendstel zurück, Steffen Hofmann auf Position zwei. Uwe Schindler büßt 0,696 Sekunden auf den Leader ein, ist wie im Training Dritter, hält aber damit noch den Kontakt zum Spitzenduo. Mit Respektabstand folgt Alexander Follmann auf der Vier, Fünfter ist Thomas Krystofiak. In Run Nummer zwei drückt Steffen Hofmann die NSU-Bestmarke auf 1:09,25 herunter. Er führt nun 158 Tausendstel vor Karsten Steinert, der ebenfalls schneller geworden ist. Uwe Schindler bleibt Dritter, 9 Zehntel fehlen ihm auf die Bestzeit. Thomas Krystofiak schiebt sich an Alexander Follmann vorbei, ist jetzt Vierter, Alex Fünfter. Im Finale langt Steffen Hofmann nochmals gewaltig hin, der Sebastien Loeb des NSU-Bergpokals sprintet in 1:08,824 den Berg hinauf. Das ist der Sieg vor Karsten Steinert, der nicht mehr kontern kann. Uwe Schindler steigt auf Stufe drei des Siegerpodestes, Thomas Krystofiak (P4) und Alexander Follmann (P5) bleiben auf den Ehrenplätzen.
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Der DMSB-Sachverständige und Technische Kommissar Christian Schleicher ist in diesem Jahr bei erfreulich vielen Bergrennen anzutreffen. Und kann Wagenpassabnahmen und Verlängerungen dann gleich vor Ort im Fahrerlager vornehmen.
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