Wenn man sich diese beeindruckende Gesamtzahl verinnerlicht, so könnte durchaus der Gedanke aufkommen, die Schweizer hätten nicht nur Kräuterbonbons erfunden, sondern auch den Bergrennsport. Was rein geschichtlich betrachtet nicht stimmig ist, denn da hatten die Franzosen die Nase vorne. Am 31. Januar 1897 fand im Rahmen einer Wettfahrt von Marseille nach Nizza eine 17 Kilometer lange, von Nizza zum Dorf La Turbie hinaufführende Etappe statt, die allgemein als allererstes Bergrennen gilt. La Turbie, das wird auf alle Fälle Rallyefans etwas sagen, weil es noch heute im Verlauf der Rallye Monte Carlo und deren Histo-Variante immer wieder eine Rolle spielt.
Und damit zurück von der Côte d’Azur in die Weinberge des Klettgaus, die nur etwa 10 Kilometer nordwestlich von Schaffhausen zu finden sind. Wie nur schafft es der Verein Bergrennen Oberhallau immer wieder, so eine hohe Zahl an Startern plus einer großen Menge an Zuschauern zum Kommen zu motivieren? Aus Fahrersicht zählen da sicher Dinge wie Freundlichkeit im Umgang, familiäre Aufnahme im Dorf selbst und kompetente Organisation. Die wollen 53 KW Berg-Cup Aktive genauso genießen wie ihre rund 200 Kollegen, die abgesehen von knapp 15 Teilnehmern allesamt aus der Schweiz stammen. In der die Gipfelstürmer-Szene stark und stabil zugleich ist. Was auch im seit langer Zeit unverändertem Technischen Reglement eine gewichtige Ursache haben kann. Und vielleicht trägt ja auch die gebotene Vielfalt ihren Teil zum Erfolg bei. Neben NSU-Bergpokal und acht KW Berg-Cup Hubraumklassen gibt es im Nennformular noch weitere 28 Möglichkeiten zum einordnenden Ankreuzen.
Die Fans sind Jahr für Jahr angetan von der Übersichtlichkeit der 3,3-Kilometer-Strecke mit ihren Hauptbrennpunkten Reservoir, Tarzan und Brotlaube. Fast egal welche Position man als Zuschauer wählt, zwei Autos sind, auch aufgrund der zügigen Startabfolge, garantiert immer zu sehen. Wer bereit ist lange genug zu suchen, kann das auf bis zu vier Fahrzeuge ausbauen. Mehr geht höchst vermutlich nirgends.
Überhaupt sehen: Was ist denn damit in den Reihen des KW Berg-Cups und NSU-Bergpokals? Von den Luftgekühlten haben sich vier angesagt, darunter die Teams auf den Plätzen eins und drei der Zwischenresultate, vertreten durch Leopold Gast und Jannik Hofmann. Bei den F1600ern freuen wir uns, dass Klaus Rothdauscher seinen Citroen C2 wieder an den Start bringt. Im Rahmen der E1-1,4-Liter sind mit Stefan Winkler im Fiat 127 und Thomas Kohler (Fiat X1/9 16V) zwei Gaststarter mit von der Partie. Den VW Minichberger Scirocco 16V mit der Startnummer 399 fährt im Klettgau Tobias Mayer, den VW Schneider Corrado 16V (398) Ronnie Bucher. Auch bis 2000 Kubik gibt es einen Gast: Das ist Alex Pleier im Opel Kadett C Coupé. Sein Marken- und Typenkollege Josef Faber tritt in dieser Saison nach Hauenstein zum zweiten Mal an. Die in Osnabrück zugezogenen Blessuren am VW Minichberger Golf 1 Gti 16V von Youngster Marvin Ruwe sind ausgebügelt. Für Ralph Paulick (VW Golf 1 16V) ist Oberhallau der dritte Saisonstart. Kann er sich gegen das Opel Kadett 16V Duo Bernd Ehrle und Lars Heisel behaupten? Als jeweils 2-Liter Dritter verbuchte er am Schottenring und Hauenstein zwei Podestplätze. Saisonauftakt heißt es sogar für Joachim Hummel und seinen VW Röttele Scirocco 16V. Im Rahmen der Abteilung bis 3 Liter Hubraum geben sich die üblichen Verdächtigen ein Stelldichein. Verstärkung bekommen sie durch Karl-Heinz Schlachter im BMW 2002 tii Alpina. Die zwei Team Opel Kadett C Limousinen werden in Oberhallau von Stefan Schäfer und Roland Christall gesteuert. Und dem von der Nordseeküste weit angereisten Michael Weber drücken wir die Daumen, dass sein Audi 80 Quattro Turbo ab sofort keine Probleme mehr in Sachen Technik bereitet. Das gilt selbstverständlich auch für seinen Junior Hauke. Womit wir uns schon bei den Rennern mit mehr als 3000 Kubik befinden. Hier hoffen wir, dass der Subaru Impreza WRX STi von Pascal Ehrmann nach der Reparaturphase wieder einsatzbereit ist. Die GT3 Fraktion vertreten in Oberhallau Patrick Orth (Porsche 997 Cup) für Zuffenhausen und Holger Hovemann mit seinem Lamborghini Datalab Huracan ST Evo 1 für Bella Italia. Und bei den Gruppe E2-SH Autos heißt das Duell Marco Farrenkopf im Silver Car S2 Evo gegen den TracKing RC01 von Nico Breunig.
Aus den Top-20 der aktuellen KW Berg-Cup Zwischenwertung fehlen in Oberhallau lediglich drei Akteure. Das heißt, dass die Motivation auch zum endgültigen Beginn der heißen Meisterschaftsphase erfreulich hoch ist. Wir erinnern uns: Oberhallau ist der achte von elf Läufen der 37. KW Berg-Cup Saison. Die acht besten Ergebnisse daraus gehen in die Jahresendwertung ein. Nach dem Ausflug in die Schweiz gibt es nur mehr in Eichenbühl, St. Agatha und Mickhausen Gelegenheit zum Feilen am Punktekonto. Diese Feinarbeit sollten wir zusammen genau beobachten, liebe NSU-Bergpokal und KW Berg-Cup Fans und Freunde. Wer das im Klettgau live vor Ort mitverfolgen möchte kommt am frühen Aufstehen nicht vorbei. Denn der KW Berg-Cup, der im Startfeld 1 eingeteilt ist, legt mit seinen drei Auffahrten pro Tag jeweils schon um 07:30 Uhr los. Ich finde, einen schöneren Morgen kann man sich kaum vorstellen, genießen wir ihn doch ganz einfach gemeinsam.