OSNA2021 JensUnendlich lang erschien die Zeitspanne von Mickhausen 2019 bis Osnabrück 2021. Fast zwei ganze Jahre konnte in Deutschland kein Bergrennen mehr durchgeführt werden. Das „53. Int. Osnabrücker ADAC Bergrennen“ hat nun vom 20. bis zum 22. August das Vakuum beendet. Größten Respekt vor dem, was die Mannschaft rund um Organisationsleiter Bernd Stegmann alles geleistet hat, um die Veranstaltung in der Borgloher Schweiz möglich zu machen. Alle, die dabei waren, haben sie total genossen! Die erlassenen Auflagen, die bereitwillig sehr gut eingehalten wurden, änderten inklusive der reduzierten Zuschauerzahl daran nichts, waren allenfalls zu Beginn leicht gewöhnungsbedürftig.

Training und Rennen verliefen unter Leitung von Kevin Ferner reibungslos. Alle vier ausgeschriebenen Trainingsläufe fanden auf der 2,030 Kilometer messenden Piste im vorgesehenen Zeitrahmen bei trockenen Bedingungen statt. In der Nacht zum Renntag regnete es, die Rennläufe starteten daher auf teilweise noch feuchtem Asphalt. Aber spätestens ab dem Beginn des zweiten Durchgangs herrschten dann optimale Bedingungen. Diese hielten an bis kurz vor dem Auftakt zum finalen vierten Heat. Dann setzte plötzlich dermaßen starker Regen ein, dass sich die Rennleitung  zum Abbruch entschloss. So wurde aus dem Wertungsmodus „die besten zwei aus vier Läufen“ kurzerhand „die besten zwei aus drei“. Mit einem Rennschluss noch knapp vor 16:00 Uhr. Über den niemand ernsthaft böse war.

Wenden wir uns nun dem sportlichen Geschehen zu, beginnend mit den Klassen der Gruppen A, F und CTC/CGT. Bei deren 1600ern halten Ronny Hering im Gruppe 2 VW Scirocco und Youngster Lukas Friedrich mit seinem Honda Civic die KW Berg-Cup Fahnen hoch. Am Samstagabend steht noch Jürgen Totz (Honda Civic) ganz oben in der Ergebnisliste, die Ronny Hering als Zweiten und Lukas Friedrich als Fünften ausweist. Im ersten Race-Heat stürmt dann ein Local Hero an die Spitze. Das ist im Ford Fiesta Cup Michael Falke. Ronny Hering fährt auf Rang zwei, Lukas Friedrich hält Rang drei. Im zweiten Run wendet sich das Blatt. Leader Michael Falke rutscht leicht von der Piste. Ronny Hering führt nun vor Jürgen Totz, Lukas Friedrich hält seine Position. Die dritte Auffahrt ändert an den Plätzen eins und zwei nichts mehr, Ronny Hering feiert den Klassensieg vor Jürgen Totz. Als Dritter läuft Andreas Schäfer ein, der im Honda CRX mit einem starken Finallauf Lukas Friedrich noch auf Rang vier zurück schiebt.

 

Kai Neu meldet sich in der 2-Liter-Abteilung eindrucksvoll zurück, stürmt mit seinem Ford Focus ST 170 zuerst zur imaginären Poleposition und danach zum Klassensieg. Platz zwei ist durchgängig die Angelegenheit von Dirk Totz (Honda Civic Type-R). Im Renault Wiebe Mégane Coupé ist Markus Goldbach Trainingsdritter. Zum Auftakt des Rennens luchst ihm Martin Kraus (VW Polo G40) in den Läufen eins und zwei diesen Rang ab. Als aber nach dem letzten Run die beiden besten Zeiten addiert werden, liegt Markus Goldbach wieder 0,876 Sekunden vor Martin Kraus auf Platz drei.

Bei den Fahrzeugen über 2000 Kubikzentimeter sind die Kräfteverhältnisse während des ganzen Wochenendes über klar definiert. Jürgen Plumm drückt dem Geschehen seinen Stempel auf und katapultiert sich mit seinem Mitsubishi Lancer Evo 9 in jedem Lauf an die Spitze. Mit Respektabstand folgen Paul Tausch (Porsche Cayman GT4) als Zweiter und Hans-Joachim Brett, der seinen Mitsubishi Evo 10 wieder gegen das BMW Z4 M-Coupé getauscht hat, auf Rang drei.

Damit sind wir schon beim NSU-Bergpokal angelangt, der mit sieben luftgekühlten Heckmotorrennern an den Uphöfener Berg gekommen ist. Die Hauptfrage lautet hier: Kann Senkrechtstarter Christian Hindmarsh sich bei seinem allerersten Bergrennen, das er im 1200C von Teampartner Thomas Krystofiak bestreitet, ähnlich gut in Szene setzen wie er das bei den Rundstrecken-Sprints in Oschersleben und Hockenheim 2 getan hat? Im Training muss er sich jedenfalls noch hinter Uwe Schindler anstellen. Allerdings beträgt sein Rückstand nur 0,127 Sekunden. Drittschnellster ist Christoph Schwarz. Rennlauf eins bestätigt die Samstagsleistungen: Uwe Schindler führt 125 Tausendstelsekunden vor Christian Hindmarsh, Platz drei gehört Christoph Schwarz. Im zweiten Heat schnappt sich Christian Hindmarsh die Führung, liegt jetzt 0,360 Sekunden vor Uwe Schindler. Die dritte Auffahrt beendet den NSU-Krimi. Christian Hindmarsh muss seiner mangelnden Berg-Erfahrung Tribut zollen, schlägt an den Streckenbegrenzungen an. Dabei wird der 1200C leicht kaltverformt. Zwar kommt Christian aus eigener Kraft im Ziel an, aber über fünf Minuten sind verloren. Nun kommt der Wertungsmodus „zwei aus drei“ ins Spiel. Da der Run eins noch auf teils feuchter Piste stattfand, war er von den Bedingungen her klar der langsamste. Uwe Schindler zählt deshalb die Zeiten aus Heat zwei und drei zusammen und ist so im KWR-TT Sieger. Bei Christian Hindmarsh gehen final die Läufe eins und zwei in die Wertung ein. Die Addition der beiden Zeiten ist gut genug für Rang zwei. Christoph Schwarz steigt als Dritter mit auf das Podium. Platz vier holt sich Volker Angelberger, Fünfter wird Wolfgang Schwalbe, für den Osnabrück das erste Rennen in dieser Saison ist. Die zwei Letztgenannten sind in der Borgloher Schweiz zugleich die Top-Leute der NSU-Klassik-Wertung, die Bernd Wallstein als Dritten ausweist.

Von nun an bewegen wir uns in den gemeinsam gewerteten Gruppen H/FS/E1. In der Klasse bis 1150 Kubikzentimeter ist Tobi Stegmann mit seinem Schneider Audi 50 Solist, wird deshalb flott ins 1,4-Liter-Orchester dirigiert. In diesem ist Armin Ebenhöh der Mann, der den Takt vorgibt. Im VW Minichberger-Scirocco ist er in jeder Auffahrt der Schnellste, gewinnt am Ende souverän mit 1,976 Sekunden Vorsprung vor Franz Weißdorn (VW Polo GT Hayabusa), der sich von Lauf zu Lauf von Position vier ausgehend bis auf die Zwei verbessert. Nach dem ersten Run auf Platz drei liegend düst Jürgen Schneider im VW Schneider-Polo 16V in der Folge auf Rang zwei nach vorne, büßt diesen aber im Schlusslauf wieder ein und steht bei der Siegerehrung auf Stufe drei des Podests. Thomas Pröschel, im ersten Lauf im VW Schneider-Corrado zweitschnellster, beendet sein Osnabrück-Wochenende auf der Vier, Fünfter ist der beste 1400er KW 8V-Trophy Pilot Nils Abb (VW Schneider Polo). In der Sonderwertung der roten Startnummern holt sich Frank Lohmann (VW Polo) Platz zwei. Dritter ist hier im Fiat 127 Stefan Winkler, gefolgt von Sophia Faulhaber. Ein Husarenstück wollen wir nicht unerwähnt lassen. Im schwierigen ersten Run setzt Tobi Stegmann im leistungsmäßig unterlegenen 1150er 8-Ventiler unter den zwölf Teilnehmern der zusammengelegten Klasse die fünftschnellste Marke. In der vergleichenden Endabrechnung mit seinen KW 8V-Trophy Kollegen ist er Vierter. Da in Osnabrück die Siegerehrung aber wie üblich nach Nennklassen läuft, erhält Tobi für seine Leistung den 1,15-Liter KW 8V-Trophy Siegerpokal.  

OSNA2021 Walter

Klein, aber äußerst spannend präsentiert sich die 1,6-Liter-Abteilung, in der Stefan Faulhaber erstmals seit Eichenbühl 2019 wieder dabei ist. Das Trainingsergebnis weist ihn und seinen Opel Minichberger-Kadett 16V als Zweiten hinter Polesetter Sarp Bilen (VW Golf 16V STW) aus. Leider schafft Mitfavorit Andy Heindrichs nur eine gezeitete Übungsauffahrt, die Ölpumpe des Opel Wiebe Corsa 16V RR, die schon in Hockenheim Probleme bereitet hatte, zickt erneut. Über Nacht wird hart gearbeitet, inklusive Ölpumpenreparatur im 400 Kilometer entfernten Hunsrück. Belohnt wird dieser Einsatz nicht, im ersten Wertungslauf streikt die Pumpe total, Andy ist endgültig raus. Der Unterhaltungswert bleibt trotzdem hoch. Denn in Run eins schiebt sich der Deutsche Slalommeister des Jahres 2017, Philipp Hartkämper, mit seinem 8-Ventiler VW Golf 1 GTi als Zweiter zwischen Leader Sarp Bilen und Stefan Faulhaber. Nach Heat zwei lautet das Ranking Sarp Bilen, Stefan Faulhaber und Philipp Hartkämper. Aber dieser Stand ist noch nicht die finale Sortierung. Mit einem furiosen dritten Lauf stürmt Stefan Faulhaber zum Sieg vor Sarp Bilen und Philipp Hartkämper. Der vierte Platz geht an Benedikt Schulte im neu aufgebauten Citroen AX Kit Car.

OSNA2021 Fauli

17 Pilotinnen und Piloten nehmen in der Klasse bis 2000 Kubik das Training auf, in dem Norbert Wimmer nach drei Auffahrten mit 1:03,882 der Schnellste ist. Leider ist es der letzte Lauf, den er an diesem Wochenende nach oben bringt. Im vierten Heat zwingt ihn ein Problem am 8-Ventil-Motor seines BMW 2002 zur Aufgabe. Derweil kontert Erwin Buck Norberts Marke, setzt in 1:02,877 die Bestzeit. Auch Lars Heisel       unterbietet im Opel Böhm Kadett C-Coupé Norberts Leistung. Am Sonntag zeigt sich die 2-Liter-Klasse auf den Plätzen eins bis vier ungewohnt konstant, die Positionen haben von Rennbeginn bis zum letzten Abwinken Bestand. Bei der Siegerehrung steht Rainer Schönborn (VW Golf 1 GTi ) auf der Stufe des Dritten, Zweiter ist Lars Heisel. Den Sieg heftet Erwin Buck (VW Spiess-Scirocco) an seine Fahnen. Rang vier ist die Angelegenheit von Roland Christall im Opel Frank Ascona B. Er sichert sich den größten Pokal der 2-Liter KW 8V-Trophy. Zwischen den Plätzen fünf bis zehn gibt es ein letztlich nicht gravierendes hin und her. Final ist Werner Weiß (Ford Escort 1800 RS) Fünfter vor Andre Scheer im BMW 320iS. Platz sieben belegt als zugleich KW 8V-Trophy Zweiter Michael Dandl (BMW E30). Jens Weber, der sich nach langer Rennpause mit einem neu aufgebauten Opel Kadett C-Coupé 16V zurück meldet, muss am Sonntagmorgen wegen eines defekten Hallgebers im Zündverteiler auf die erste Auffahrt verzichten. Was ihn aber nicht davon abhält, nach erfolgter Reparatur noch Position acht zu holen. Thomas Flik (Renault Clio 3 Cup) gehört Rang neun, Zehnte ist Sandra Donkels-Becker. Mit ihrem Renault Clio 2 ist sie die Beste der Luxemburger 2-Liter-Abordnung, für die es in Osnabrück um Punkte für ihre Nationale Meisterschaft geht.

Dass es immer wieder Slalom-Spezialisten gibt, die auf Anhieb auch am Berg super zurechtkommen, ist bekannt. Zu dieser Gattung zählt offenbar auch Felix Budzisch, der mit seinem BMW 330iS die schnellste Samstagszeit der bis-3-Liter-Klasse auf die Piste knallt. Noch vor Marcel Gapp, an dessen E36 M3 BMW allerdings am Start zum Trainingsfinale die rechte Antriebswelle reißt. Schnellen leihweisen Ersatz bekommt Marcel von den Slalom-Kumpels Ralf Nölle und Marvin Schnitger. Wobei Letzterer mit dieser Aktion sogar auf einen eigenen Slalom-Start am Sonntag verzichtet. Als Ersatz dafür wird einfach per Livestream mit Marcel mitgefiebert. Deutlich schlechter verläuft die Sache für den Trainingsdritten. Das ist Michael Weber, dessen Technik am Audi 80 Quattro ab Übungsauffahrt Nummer zwei nicht mehr mitspielt. Sonntags presst sich zunächst Felix Budzisch in Führung. Ab dem zweiten Run übernimmt Marcel Gapp diese Position, die er nicht mehr abgibt. Am Rennende liegen 2,483 Sekunden zwischen ihm und Felix Budzisch, der Zweiter wird. Rang drei ist die Angelegenheit von Günter Miethke im VW Scirocco R Cup. KW Berg-Cup Rookie Nils Butz holt sich im BMW M3 E36 einen feinen vierten Platz.

Die Geschichte der Autos mit mehr als 3 Liter Hubraum ist aus KW Berg-Cup Sicht schnell erzählt. Christian Handa war bereit, den Kampf mit den skandinavischen und anderen PS-Giganten aufzunehmen. Ein Lenkungs- oder Aufhängungsdefekt, der sich schon im dritten Übungsdurchgang einstellte, vereitelte den Ländervergleich. Für die Freunde der Statistik bleibt festzuhalten: Sieger Vidar Jǿdahl (BMW M3 E30) vor Jarko Andersson (BMW M5) und Hans-Jürgen Erdbrügger im Audi S1 E2.

In den Performance Faktor Klassen, die wegen des Top-Prädikates FIA International Hill Climb Cup ebenfalls ausgeschrieben waren, hatte KW Berg-Cup Mann Manfred Schulte sein Citroen Nemeth AX Kit Car genannt. Bei den Faktor 3 Tourenwagen ist er damit alleine unterwegs und ergo auch der Sieger.

Bleiben uns noch die E2-Silhouetten-Renner, bei denen mangels Teilnehmern alle Hubraumabteilungen zusammengelegt werden. Von denen ist zu berichten, dass es da so etwas wie einen Kampf David gegen Goliath gibt. Den – wie aus grauer Vorzeit überliefert – David gewinnt. Auf das Osnabrücker Bergrennen übertragen heißt das: Hauke Weber im TracKing RC01 mit 999-Kubikzentimeter-Motorradmotor gegen den belgischen Porsche-Piloten Loic Cordier, dessen 991 GT3 Cup aus 6 Zylindern mit 3,8 Liter Hubraum 460 PS schöpft. Hauke Weber hat diesen Kampf mit ungleichen Waffen stets unter Kontrolle und gewinnt 2,128 Sekunden vor Loic Cordier. Im VW FunCup ist Luxemburgs Tania Flammang Dritte.

Schnellster Tourenwagenpilot ist 2021 in Osnabrück Dan Michl (Lotus Elise). Gleich hinter ihm folgen zwei KW Berg-Cup Aktive: Erwin Buck im 2-Liter Spiess-Scirocco als bärenstarker Zweiter und, nur 0,491 Sekunden hinter Erwin Buck zurück, Hauke Weber (TracKing RC 01). Tourenwagen-Vierter ist Yuliyan Teliyiski im bärenstarken Mitsubishi Lancer Evo. Rang fünf der Fahrzeuge mit Dach sichert sich Karel Trneny, dessen Skoda Fabia auf Basis eines WRC weiterentwickelt wurde.

So, damit haben wir uns durch die Geschehnisse des „53. Int. Osnabrücker ADAC Bergrennens“ gearbeitet. Nun heißt es, ganz schnell die Vorbereitungen für die Reise in die Schweiz nach Oberhallau abzuschließen. Es klingt unglaublich, ist aber wahr: Nach fast zwei Jahren ohne Rennen zum KW Berg-Cup gibt es nun gleich zwei direkt hintereinander und mit St. Agatha in gut vier Wochen ein weiteres. Da wähnt man sich doch fast in Vor-Corona-Zeiten zurückversetzt. Was – zumindest bei mir – ein unglaublich tolles Gefühl hervorruft. Euch geht es doch auch allen so, liebe KW Berg-Cup und NSU-Bergpokal Freunde und Fans?





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